2/25/2013

Mitja Marató de Barcelona - Teil 2


Der Wecker klingelt am Sonntag vor 7 Uhr – ganz kurz stelle ich mir schon die Frage, weshalb ich mir das genau antue. Aber die Laufkleider liegen ja schon bereit, ich muss nur noch hineinsteigen. Wir haben uns beide für kurz/kurz mit Kompressionsstümpfen und Armlingen entschieden, denn die Temperaturen in Barcelona sollen heute zwischen 10 und 15 Grad liegen. Das Frühstück besteht etwas spartanisch aus Baguette vom Vorabend und zwei am Vortag beim Frühstück eingesteckten Honigportionen. Wir machen uns ohne Gepäck auf den Weg zum Start, das Hotel liegt im gotischen Viertel, nahe genug beim Gelände, und so entfällt das Anstehen für die Gepäckabgabe.

Bis zum Start waren die Augen dann offen...

Der Park beim Arc de Triomf ist gut besucht, wir fädeln uns zum Einlaufen in die Läuferschar ein. Von 14‘000 Läufern ist die Rede, schlussendlich in der Rangliste aufgeführt sind aber nur knapp über 12‘000, davon etwas mehr als 2000 Frauen. Wir kommen vom Park her von vorne beim Start-/Zielbogen vorbei ins Startgelände, und ich muss mich sogleich beim Startblock gelb (<1h20) von Manuel verabschieden. Die hier anzutreffenden Läufer sehen schnell aus und scheinen mir schon förmlich mit den Hufen zu scharren, die Stimmung ist nervös. Entsprechend bin ich froh, dass ich mich weit nach hinten in den grauen Startblock (>2h) begeben kann. Hier ist‘s zwar auch sehr voll, aber die Stimmung ist wesentlich entspannter. Leider kann ich weder den Startbogen sehen, noch höre ich den Speaker – hier hinten hat es wohl nicht mehr für Lautsprecher gereicht. Wenigstens werden wir bestens unterhalten, irgendwo weiter vorn trommelt eine Rhythmusgruppe. Erst als sich mein Block in Bewegung setzt, realisiere ich, dass der Start weiter vorne längst erfolgt ist. Mit U2 aus den Lautsprechern geht es in Richtung Startlinie, Hühnerhaut-Feeling pur! Beim passieren der Startlinie zeigt die Uhr bereits über 15 Minuten, Manuel hat also bereits die ersten Kilometer hinter sich.

Da ich absolut keine Ahnung habe, was mit dem Ferien- und Erkältungsbeding unregelmässigen Wintertraining drin liegt, habe ich vor auf eine Zeit knapp unterhalb 2:10 zu zielen, was sicherlich im Bereich des Möglichen sein sollte. Das Getrommel scheint uns zu begleiten, ich halte Ausschau nach dem Gefährt mit der Band. Der erste Kilometer ist laut Garmin deutlich zu schnell, doch nach dem Kilometer-Piepton ist das Kilometerschild noch in weiter Ferne. Bedingt durch den Slalom um andere Läufer herum und mein Talent, meist die Kurven-Aussenbahn zu erwischen, sollte ich bis zum Schluss gegen 300 Zusatzmeter akkumulieren. Vorbei an der Kolumbus-Statue geht es in Richtung Plaça Espanya. Vorher rechts weg, vorbei am Plaça Catalunya zurück in Richtung Arc de Triomf. Die Trommeln werden lauter, bis sie plötzlich direkt vor mir sind; 8 laufende Trommler (oder trommelnde Läufer?) inkl. Startnummer, einer sogar mit Pauke! Keine Ahnung ob sie es die gesamten 21.1 km durchgezogen haben, aber jedenfalls Respekt!

Es läuft gut, obwohl immer etwas schneller als geplant. Auf der Parallelstrasse neben dem Start-/Zielgelände hab ich kurz freien Blick auf den Zielbereich, wo eben ein Athlet einläuft. Aufgrund des aufgeregten Geschreis aus den Lautsprechern (obwohl – die Spanier klingen ja immer etwas aufgeregt…) nehme ich an, dass es sich um den Sieger handelt. Meine Uhr zeigt 44:xx, dazu kommen die 15:xx vom Start, passt! Die Siegerzeit war dann auch unvorstellbare 1:00:04!

Ich laufe weiter auf den Torre Agbar von Jean Nouvel zu (geistig nenne ich ihn "die Gurke"), wo der zweite Verpflegungsposten und die 10 km Marke sind. Ich fühle mich immer noch bestens, beschliesse aber trotzdem hier mein Gel zu nehmen, da ich gerne Wasser zur Verfügung habe, um das Zeugs runterzuspülen. Das Gel habe ich zusammen mit dem Hotel-Zimmerschlüssel in Kreditkartenform in die sehr kleine Tasche meiner Tight gepresst, und jetzt weigert sich der Reissverschluss, wieder aufzugehen. Etwas unkordiniert, mit beiden Händen auf dem Rücken eiere ich einige Meter durch die Gegend, bis ich endlich das Gel in den Händen halte. Die Verpflegung läuft ist aber problemlos, wenn man das Gedränge beim ersten Tisch meidet, kommt man ohne Stau zu seiner Wasserflasche, welche sogar mit Deckel verteilt wird - perfekt!

Die Strecke wird jetzt eintöniger, eine 2 km lange Gerade auf einer Strasse mit Schallschutzmauern bringt einige Läufer an ihre Grenzen, die Gespräche verstummen nach und nach. Mir gehts gut, die Pace hat jetzt regelmässig die 5 vorne. Härter wirds erst ab km 18, hier geht die Strecke zwar dem Meer entlang, aber die Kilometer werden auf einmal länger. Es werden zwar nochmals drei schnelle Kilometer, aber ich habe wohl etwas den Tunnelblick eingeschaltet (wie jetzt, wir sind auf die Sagrada Familia zugerannt? Hab ich nicht gesehen...). Etwas Rechnerei lässt mich vermuten, dass die 2h05 zu knacken wären - aber sicher bin ich nicht, der Kopf mag nicht mehr so recht denken. Die Zielgerade ist ewig lang, aber am Ende lässt die Uhr mir tatsächlich noch genügend Spielraum um den Einlauf rundum zu geniessen. 2:04:xx, rund 11 Minuten schneller als vor einem Jahr beim erkältungsbedingt gebremst gelaufenen Edinburgh Halbmarathon, damit bin ich mehr als zufrieden!


Mehr als happy - und nein, der
Arc de Triomf kippt nicht ;)

Der Zielbereich ist bestens durchorganisiert, man wird man durch alle Stationen geschleust, Medaille bekommen, Chip vom Schuh schneiden lassen, Wasserflasche fassen, Gatoradeflasche fassen, Mandarinen in die schon vollen Hände gedrückt erhalten, Bananen sind alle, und schon stehe ich draussen vor dem Arc de Triomf und werde von Manuel empfangen. Er ist bereits frisch geduscht, sieht frisch aus wie vor dem Rennen, und hat für mich ein Wechselshirt und eine Jacke aus dem Hotel mitgebracht - das ist Service! Auch bei ihm gabs eine super PB mit 1:18:xx - die Flasche Rotwein am Abend haben wir uns beide mehr als verdient.

Am Strand ist auch die Sonne wieder hervorgekommen.
 
Nach ausgiebigem duschen und dehnen im Hotel ist erst knapp nach dem Mittag - noch genügend Zeit also für weiteres Sightseeing. Ein kurzer Regenguss verursacht zwar einen etwas längeren Stop in einer Tapasbar (wegen super-lahmer Bedienung) bei Rohschinken, Käse und einem Glas Wein, beim anschliessenden Strandspaziergang zum Olympischen Hafen kommen aber trotzdem nochmals einige weitere Kilometer zu Fuss zusammen.

3 Kommentare:

  1. Hallo Muriel!
    Jetzt komme ich endlich mal dazu hier zu kommentieren. Danke erstmal fürs "folgen" :-))

    Ich freue mich total, wieder einen neuen Blog über Sport bzw. Laufen zu sehen. Herzlichen Glückwünsch zu deinem super Halbmarathon. Der Racekalender für 2013 ist ja ganz schön voll und ich bin schon total gespannt was du in den nächsten Monaten berichten wirst (vor allem Dubai finde ich total interessant!!!).

    Willkommen in der "Bloggerwelt" bis bald!! LG

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    1. Hallo Beauty Runner

      Vielen Dank für das liebe Willkommen :) Ja, wir haben dieses Jahr einige Wettkämpfe im Kalender, und ich freue mich ganz besonders auf meine Saisonhöhepunkte in Davos und Dublin.

      Bin natürlich ebenfalls schon gespannt darauf, mehr von dir zu lesen! Liebe Grüsse aus der Schweiz!

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    2. Sorry, ich meinte "Dublin"... ;-)

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