11/09/2014

Von Zollbeamten und dem Strassenverkehrsamt - Welly's Weg nach Neuseeland

In diesem Blog erzähle ich unsere Erlebnisse im Zusammenhang mit der Verschiffung unseres Büsslis von London nach Auckland, zumindest den Neuseeland-Teil. Vorausschicken möchte ich unser Fazit zur Verschiffung mit der Firma McCullough Ltd.: wir waren mit gebotenen Service vollumfänglich zufrieden und können die Firma McCullough mit gutem Gewissen weiterempfehlen! Einziger Negativpunkt waren die sieben Tage Verspätung, welche der Container beim Umladen in Singapur eingefangen hat. Die Rechnungssumme stimmte exakt mit dem offerierten Betrag überein (kurze Zusammenstellung am Ende des Blogs), und Joe hat sich hier vor Ort hervorragend um uns gekümmert. Thanks Joe & McCullough!

Wir haben unser Büssli wieder!

Sonntag/Montag (eine Woche nach ursprünglich geplantem Ankunftstermin):
Wir wussten ja bereits, dass sich der Container mit unserem Welly durch Verzögerungen beim Umladen in Singapur eine Woche verspäten würde. Gespannt beobachteten wir also den Fortschritt der "Jules Verne", auf welcher unser Büssli die letzte Etappe zurücklegen würde, online im Live-Tracker. In der Nacht vom Sonntag auf den Montag war es dann endlich so weit, die "Jules Verne" war laut Tracker im Hafen von Auckland eingetroffen. Natürlich verifizierten wir dies am Montag gleich vor Ort. Es wurden bereits fleissig Container ausgeladen, mehr würde aber an diesem Tag nicht mehr passieren, es war schliesslich Labor Day...

Wir hatten uns inzwischen Doppelzimmer in zwei Hostels in Hafennähe für die gesamte Zeitdauer bis Freitag gesichert, leider inklusive zweimaligem Umzug, aber immerhin lagen die Hostels sehr nahe beieinander. Offensichtlich strömen zu Frühlingsbeginn die ganzen Work-Travel-Leute aus Deutschland und Commonwealth-Nationen nach Auckland, um sich dort erst einmal zurechtzufinden, die Weiterreise zu planen oder ein Auto zu kaufen - folglich sind die Hostels voll! Immerhin durften wir die schweren SUP-Rucksäcke im Keller des ersten Hostels einlagern, so dass wir sie nicht die steile Strasse hoch, und am folgenden Tag wieder hinunter schleppen mussten.

Dienstag:
Am Morgen fuhren wir mit dem öffentlichen Bus über eine Stunde in ein Vorort Aucklands hinaus, um dort vor Ort bei Camper Care eine Autoversicherung abzuschliessen - einerseits hatten wir ja Zeit, und andererseits mangelte es uns an Drucker und Scanner. Am Nachmittag standen wir dann bei unserem Transportunternehmer McCullough Ltd. auf der Matte, sein Office lag nur wenige Gehminuten von unserer Unterkunft entfernt. Joe, unser Kontakt bei McCullough, empfing uns gleich herzlich und wusste irgendwie sofort, wer wir sind - das muss wohl an unserem etwas abgerissenen Backpacker-Look liegen, McCullough importiert sonst eher Nobelkarossen und Oldtimer. Wir schauten zu diesem Zeitpunkt zugegebenermassen nicht mehr so ganz frisch aus der Wäsche, denn der Grossteil unserer warmen Klamotten waren - logisch, wir hatten ja nur mit einer kurzen Wartezeit in Neuseeland gerechnet - mit Welly im Container...

Joe informierte uns darüber, dass unser Büssli bereits ausgeladen sei und im Depot auf die Inspektion durch Zoll und Biosecurity warten würde. Er hoffe diese könne morgen Mittwoch stattfinden. Ausserdem würde ebenfalls morgen das Carnet de Passage, die temporäre Einfuhrerlaubnis und eine Art Pass für das Büssli, abgestempelt. Wenn alles gut gehe, sollte Welly am Donnerstag freigegeben werden, spätestens aber am Freitag, falls Biosecurity eine Nachreinigung und Zweitkontrolle verlangen würde.

Mittwoch:
Wir nutzten den regnerischen für einen lange aufgeschobenen Coiffeurbesuch (Muriel) und Laufschuhkauf (Manuel). Manuel erhielt mitten im Sportladen einen Anruf von Joe, welcher fragte, ob wir am Donnerstag Morgen Zeit hätten, mit ihm aus Zollamt zu fahren, es gäbe offenbar ein kleines Problem mit dem Carnet, welches vermutlich besser mit uns vor Ort gelöst werden könne. Ausserdem würde die Inspektion wohl ebenfalls erst am Donnerstag Nachmittag stattfinden.

Donnerstag:
Wir standen also in aller früh bei McCullough vor dem Büro. Auf dem Weg zum Amt erklärte uns Joe, der Beamte vom Vortag habe darauf bestanden, dass das Carnet in der Schweiz hätte abgestempelt werden müssen. Wir sollen es doch heute selbst probieren, das sei oft einfacher. Wir spazierten also ins Zollamt drückten also der Beamtin unser Carnet und die sonstigen Verschiffungspapiere in die Hand. Natürlich hatten wir das unglaublich Pech, an die selbe Zöllnerin zu gelangen, wie der McCullough-Mann vom Vortag. Leider war mit ihrem Erinnerungsvermögen alles in bester Ordnung, und sie war "not amused". Wir stellten uns völlig ahnungslos, und fragten nach dem Problem. In der Folge erklärte sie uns, das Carnet sei ungültig, wie sie bereits dem Herrn von McCullough erzählt habe, da nicht in der Schweiz abgestempelt. Der Stempel sei notwendig um zu beweisen, dass das Auto aus der Schweiz kommt. Wir erklärten ihr im Gegenzug, das Carnet sei doch nur für die temporäre Einfuhr nach Neuseeland, damit sichergestellt sei, dass es wieder ausgeführt werde. In Europa kenne das überhaupt niemand. Ausserdem sei das Auto ja offensichtlich in der Schweiz eingelöst, siehe Nummernschild und Fahrzeugpapiere. Wir wussten von Roger und Anita, dass sie ihr Carnet ebenfalls erst bei der Heimreise am Schweizer Zoll abgestempelt hatten, was nötig ist um dem TCS zu beweisen, dass das Fahrzeug zurück in der Schweiz ist, damit dann die Kaution freigegeben wird.

Nach längerem im-Kreis-herum-diskutieren meinte die Lady schliesslich, dies würde überhaupt nirgends hinführen, sie werde das Carnet nicht stempeln, aber wir könnten einen Antrag auf "Temporary Import" ausfüllen und 15% vom Wert des Autos als Kaution hinterlegen. Sie müsse jetzt den nächsten Kunden bedienen, wir sollten es uns überlegen.

Nach kurzer Beratung mit Joe entschlossen wir uns dann also für diesen Weg, obwohl wir über die zusätzliche Kaution nicht allzu glücklich waren - immerhin hatten wir beim TCS für das Carnet bereits über 10'000 CHF hinterlegt. Im Büro von McCullough hatten wir eben das Antragsformular ausgefüllt, als die Telefonistin einen Anruf vom Zollamt meldete: man würde unser Carnet jetzt doch stempeln!

Also nichts wie hin, keine Fragen stellen, Joe begleitete uns dieses Mal ins Zollamt. Kurze Zeit später hatten wir die Stempelgebühr von rund 60 NZD bezahlt, die Abholung des Carnets durch McCullough am Nachmittag vereinbart und standen wieder auf der Strasse. Später am Nachmittag, wir waren eben dabei im Ausverkauf bei Icebreaker warme Kleidung zu shoppen, rief Joe an und informierte uns, dass die Inspektionen reibungslos verlaufen seien, das Büssli sei freigegeben. Scheinbar hat sich unsere Grossputzaktion in England gelohnt!

Joe fragte, ob es für uns ok sei, am Freitag Morgen mit ihm zum Depot zu fahren und Welly abzuholen. Er könne für uns auch gleich den Termin für die Fahrzeugkontrolle und -einlösung bei der VINZ-(eine Art Strassenverkehrsamt) Filiale gleich beim Depot vereinbaren. Klar war das für uns ok!

Verkehrstauglichkeit mittels Klebstreifen

Freitag:
Nach kurzer Fahrt zum Depot konnten wir unseren Welly in bestem Zustand entgegennehmen. Die Biosecurity hatte bloss das Vorzelt und einen Stuhl ausgepackt und irgendwie ins Fahrzeug zurückgestopft, ansonsten war alles genau wie bei der Fahrzeugabgabe. Bloss Manuels Minimal-Laufschuhe "Hattori" sind bisher nirgends aufgetaucht, diese haben wohl unterwegs irgendwo jemandem besonders gut gefallen...

Joe begleitete uns dann sogar noch zum VINZ, was eigentlich nicht mehr sein Job gewesen wäre. Dies zu unserem Glück, denn das Formular für temporäre Zulassung war unter den tausend verschiedenen Formularen im VINZ-Office nicht aufzufinden, und die Dame am Schalter informierte uns, dass wir es halt aus dem Internet herunterladen und ausdrucken müssten. Hmmm ja, nur dürfen wir nirgends hinfahren, weil unser Auto ja gar noch keine Strassenzulassung hat. Es schien eine völlig unlösbare Aufgabe für die Dame, das Formular selbst herunterzuladen, aber sie stimmte Joe's Vorschlag zu, das Formular von seinem Büro per Email zuschicken zu lassen und vor Ort auszudrucken.

Als diese Hürde erst einmal genommen war, verabschiedete sich Joe von uns, und liess uns in Obhut von mittlerweile zwei Schalterdamen, die sich um die Einlösung von Welly bemühte. Mit Hilfe eines Technikers gelang es den beiden in einigermassen nützlicher Frist, die richtige (oder zumindest vom System akzeptierte) Kombination von Chassis- und Fahrzeugtyp einzugeben. Eine weiter Hürde stellte der Mangel an fester Wohnadresse in Neuseeland dar. Unsere CH-Adresse wollten sie nicht haben, schliesslich entschieden sie sich, einfach die Adresse vom Testcenter einzugeben... Würde mich ja interessieren, was nun mit allfälligen Verkehrsbussen passiert!

Ein weiterer Mechaniker hatte unterdessen Welly kontrolliert, es sei alles in bester Ordnung, bis auf die Tatsache, dass die Scheinwerfer unseres linksgesteuerten Autos in die falsche Richtung leuchten würden, und so entgegenkommende Autos blenden könnten. Diesem Umstand half er gleich selbst ab, ohne viele Umstände und mit einigen Streifen schwarzem Tape klebte er unsere Büssli verkehrstauglich - gratis und franko, denn wir hatten die Fahrzeugkontrolle ja bereits bezahlt!

Kurz nach Mittag fuhren wir dann einen mittels zweier Kleber an der Frontscheibe vollständig legalisierten Welly hinaus in die Weiten Neuseelands!

Ab in die Wildnis!

Kostenzusammenstellung Verschiffung London-Auckland inkl. Fahrzeugzulassung Neuseeland:
McCullough, Komplettangebot Containerverschiffung ab Depot London inkl. Versicherung gegen Beschädigung und Verlust: 6025 NZD (ca. 4500 CHF)
Stempelgebühren Carnet: ca. 60 NZD (ca. 45 CHF) (genauer Betrag folgt)
Einlösen und technische Fahrzeugkontrolle beim VINZ: ca. 120 NZD (ca. 90 CHF) (genauer Betrag folgt)

Weitere Kosten: eine allenfalls durch Biosecurity verlangte Nachreinigung und Nachkontrolle wäre nicht im Preis enthalten gewesen und hätte nach der Schätzung von McCullough zusätzliche rund 200 NZD gekostet. Wir hatten gut geputzt und wohl auch etwas Glück beim Inspektions-Beamten.

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