3/20/2013

Kerzerslauf

Am letzten Samstag stand der Kerzerslauf an, welcher sich grossartig, aber nicht ganz wahrheitsgetreu "Swiss Season Opening" nennt. Da Manuel beim letztjährigen Hallwilerseelauf einen Gratisstartplatz für Kerzers gewonnen hatte, beschloss ich mich ebenfalls anzumelden, in einem Anfall von Motivation sogar für den coupierten 15 km Hauptlauf.

Nach einer eiligen morgendlichen Einkaufsrunde setzten wir uns also gegen 10 Uhr in den Zug in Richtung Kerzers, wo wir nach zweimaligem Umsteigen um etwa halb 12 eintrafen. Die Startnummern waren bereits  im Vorfeld per Post versandt worden, weshalb wir uns gleich zum Umziehen in die Garderoben aufmachten. Dort musste ich leider feststellen, dass die Laufhose, welche seit Herbst unbenutzt im Schrank gelegen hatte, eine offene Naht am Hintern aufwies… Dank hilfsbereiten Mitläuferinnen konnte ich aber schnell Sicherheitsnadeln auftreiben, um den Schaden in Grenzen zu halten.

Mir waren in der Zwischenzeit aber doch gewisse Zweifel an meiner Zurechnungsfähigkeit im Moment der Anmeldung gekommen – der Gedanke an die wartenden Höhenmeter weckte Fluchtreflexe… Immerhin schien inzwischen eine wunderbare Frühlingssonne, welche die 3°C auch mit 3/4-Tights und Kurzarmshirt erträglich machte.

Viel zu schnell schickte Ex-Bundesrat Adolf Ogi die Eliteläuferinnen und -läufer auf die Strecke, und wenige Minuten später auch Manuels Startblock. Für mich hiess es eine weitere halbe Stunde bzw. 17 Startblöcke abwarten, da ich die Zielzeit aufgrund von mangelnder Erfahrung mit hügeligem Profil im Wettkampf sehr defensiv geschätzt hatte.  Ich fand mich also im zweitletzten Läufer-Block wieder, dahinter noch diverse Walker-Blocks.

Viel zu schnell ging es auch für uns los, doch schon bald waren Müdigkeit und Unlust vergessen. Gleich vom Start weg begann der Weg zu steigen, an eine Pace schneller als 6:20 war in der Läufermasse trotz Ausweichen aufs Feld oder den Randstreifen absolut nicht zu denken. Die ersten zwei Kilometer verbrachte ich mit Überholen und Schlangenlinien laufen, so dass ich die Steigung gar nicht allzu sehr wahrnahm. Bis km 5 ging es immer wieder etwas hinauf, zuerst über Felder, dann durch den Wald. Zuschauer gab es zwar nur sporadisch, aber die Läuferschlange zog sich endlos dahin.

Nun ging es bergab in Richtung Aare. Mittlerweile hatte ich genügend Platz um es laufen zu lassen, zwischenzeitlich konnte ich sogar die schöne Strecke geniessen. Der Aare entlang wurde der Weg enger, nur mit Platz für maximal zwei Läufer nebeneinander, und auch der der Boden war zeitweise ziemlich tief, aufgewühlt durch mehrere tausend Läufer - ziemlich anstrengend! Die Streckenposten bei Streckenhälfte liessen es sich aber nicht nehmen, auch uns vom "Schnecken-Startblock" noch anzufeuern und uns zu versichern, dass wir gut aussehen würden – herzlichen Dank dafür!

Bei Kilometer 9.3 bis 9.7 folgte das sogenannte „pièce de résistance“, der Ramsey-Hill (aka Golaten-Stutz). Auf 400m ging es vom Aareufer mit einer knackigen Steigung von 10 bis 13% hinauf zum Ort Golaten. Ich hatte nach virtueller Besichtigung der Strecke (möglich gemacht durch den "Running view"-Service der Post) beschlossen, den Golaten-Steig schnell zu gehen. Ich hatte mir aber auch schon den Punkt ins Auge gefasst, ab welchem ich spätestens wieder ins Laufen wechseln würde. Diese Strategie erwies sich als genau richtig. Amüsant waren die Schilder am Streckenrand: laufkalender.ch wollte nämlich wissen: „War das Wintertraining gut?".

Ab dem Ort Golaten (mit super Stimmung dank Guggemusig und vielen Zuschauern!) verlief die Stecke eben oder abfallend, dementsprechend lagen jetzt dank vorher gut eingeteilter Kräfte noch km-Zeiten zwischen 5:10 und 5:40 drin. Mit einer Schlusszeit von 1:27:xx (Durchschnittspace 5:50) nahm ich im Ziel zufrieden das "Season-Opening"-Handtuch entgegen.

Manuel erwartete mich bereits frisch geduscht, er hat es im sehr starken Läuferfeld mit seiner Laufzeit von 55:xx unter die Top 100 der Männer geschafft! Er musste dann allerdings nochmals ziemlich lange auf mich waren. Es standen nämlich bereits einige Frauen in der Schlange vor den zwei Duschen in der Seelandhalle - aber dafür war das Wasser schön heiss! Vermutlich hätte ich mit etwas suchen allerdings auch noch weitere Duschen gefunden. Dank einem kleinen Schlussspurt erwischten dann sogar eben noch den Läufer-Sonderzug.

Das Dorf Kerzers hat übrigens gerade einmal zwischen vier- und fünftausend Einwohner. Dem standen alleine beim Hauptlauf schon rund 5‘000 Läufer gegenüber! Die Organisation war aber wirklich top, alles bestens gekennzeichnet, überall Wegweiser und hilfsbereite, gut gelaunte Helfer.  Trotz den vielen Läufern auf der Strecke kann ich den Kerzerlauf absolut weiterempfehlen!

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