Anspruchsvollere Route am Sonntag - ja, da gehts lang... |
Mit dem geplanten frühen Start am Sonntag Morgen wurde es nichts, trotz Hanglage schliefen wir ausgesprochen gut und lang. Nach Frühstück mit Toast und Kaffee hatten wir gegen halb zehn Uhr unser Camp komplett geräumt, nur noch ein Fleck mit niedergedrücktem Gras zeugte von unserer Übernachtung. Leider waren auch unsere Wasservorräte ziemlich geschrumpft, knapp ein Liter war geblieben.
Sonntags-Sonnenfrühstück :) |
Da wir nach unserer Kalkulation aber gegen 15 Uhr wieder zurück in der Zivilisation sein sollten, verzichteten wir darauf, nochmals zur Älggialp abzusteigen um Wasser zu holen, und machten uns direkt an den Aufstieg.
Wir verliessen nun den gepflegten Obwaldner Höhenweg und mussten mehrheitlich nach dem Wanderweg (oder etwas Weg-artigem) suchen. Dank der Karte gelang es uns, die Lücke zwischen zwei Bergen zu finden, die wir passieren sollten. Steil war es allerdigs, teilweise zogen wir uns auf allen Vieren an Grasbüscheln den Hang hoch! Von oben sahen wir dann aber auch den Weg, den wir hätten nehmen sollen...
Felspassage beim Heitlistock. |
Oben wurden wir aber dafür mit einem richtigen Wanderweg der Bergflanke entlang belohnt, mitten durch ein Feld von Alpenrosen!
Alpenrosen :) |
Irgendwie verpassten wir die Abzweigung zum Arnigrat, und so sahen wir unser Tagesziel plötzlich von der Seite. Zwei Wanderer mitten auf dem Grat sahen aus der Ferne aus wie Seiltänzer! Ein wenig Bedenken hatten wir ja schon, die weiss-blauen Wegweiser wiesen auf einen nicht ganz einfachen Weg hin, der wenig oder nicht gewartet wird, und wir hatten auf der ganzen Wanderung immer wieder infolge starker Regenfälle ausgeschwemmte Wege angetroffen. Dies wäre auf dem exponierten Grat sicher nicht allzu angenehm...
Da lang! |
Doch schliesslich gewann die Abenteuerlust Oberhand, und wir verwarfen den Gedanken, direkt abzusteigen. Vorbei an einem noch zögernden Paar wagten wir den Einstieg. Nach wenigen hundert Metern, in denen wir uns etwas an das seltsame Balance-Gefühl gewöhnten, welches einen befällt wenn es beidseitig steil nach unten geht, trafen wir die beiden Wandererinnen an, welche wir schon aus der Ferne gesehen hatten. Sie versicherten uns, dass der Weg grösstenteils ok sei, nur kurze Wegstücke seien etwas abgebrochen, aber insgesamt gäbe es keine grösseren Probleme.
Im Laufe der zwei Kilometer mit viel Auf und Ab gewöhnten wir uns an das schwindelerregende Gefühl, und konnten die spektakuläre Aussicht mehr und mehr geniessen. Fehltritte lagen natürlich dennoch nicht drin, und kleinere Stolperer liessen jeweils das Adrenalin durch den Körper schiessen.
Angewöhnen an den Balanceakt... |
Irgendwann war der schöne Gratweg dann allerdings zu Ende, und das fröhliche Höhenmeter-vernichten begann! Über 2100 m hoch war der Grat am höchsten Punkt, und nun ging es hinab zum Sarnersee auf 469 m.
Der Abstieg erwies sich als mühsam, die Wege waren ausgewaschen und von Kühen zertrampelt, die Löcher teilweise mit Schlamm gefüllt, so dass mir sogar gelegentlich ein Schuss Morast oben in den Schuh schwappte... Ausserdem hatten wir die Distanz stark unterschätzt, und die Wasservorräte waren in der Sommerlichen Hitze inzwischen aufgebraucht.
Das zusätzliche Gewicht des Rucksacks erwies sich im Abstieg als Belastung für die Knie, und bald humpelte ich mit einem provisorischen Wanderstock eher unglücklich und ziemlich durstig dahin, während der See immer gleich weit weg schien. Irgendwo verpassten wir dann eine Abzweigung und der Trampelpfad wurde schlechter und schlechter, bis er sich schliesslich in einer Waldlichtung komplett verlor. Der Weg nach Unten war durch Stacheldraht, eine Schlucht und dichtes Gehölz versperrt...
In der Hoffnung, per GPS eine Abkürzung zurück auf den richtigen Weg zu finden, holten wir unsere Mobiltelefone hervor, doch beide platzierten uns auf der komplett falschen Seeseite! So sehr konnten wir uns dann doch wieder nicht verirrt haben, aber es blieb uns nichts anderes übrig, als umzukehren.
Wir fanden dann die richtige Abzweigung tatsächlich wieder, waren zwar nicht weiter gekommen, aber dafür deutlich müder.
Irgendwann kamen wir dann in den Bereich der ersten Alphütten, und während wir den an der Wand einer Hütte angebrachten Wegweiser studierten, lehnte sich eine Frau aus dem Fenster und fragte uns, ob wir einen Kaffee wollten? Kaffee - hmm, eher nicht... Dann etwas Kaltes? Wir willigten nur zu gerne ein, und wurden direkt in die Stube hinein bugsiert, wo bereits eine ganze Familie zu Gast war. Wir bekamen Wasser und ein Bier (noch nie hat ein Bier sooo gut geschmeckt!), und Pommes Chips, Kekse, usw., und hätten auch noch ein Kafi-Schnapps bekommen, hätten wir gewollt. :)
Der See liegt noch Meilen weit weg... |
Die Pause tat gut, und wir amüsierten uns bestens. Natürlich konnten wir unsere Gastgeberin nicht überreden, Bezahlung anzunehmen. Auf diesem Weg aber nochmals vielen, vielen Dank - das war einfach grossartig und hat uns definitiv den Tag gerettet!
Der weitere Abstieg dauerte zwar immer noch einige Zeit (gute zwei Stunden), aber wir waren mit vielen Anweisungen für Abkürzungen versorgt worden, die wir sogar teilweise fanden :) Ausserdem hatte sich unsere Laune auch deutlich verbessert. Trotzdem war ich sehr froh, als wir in Sachseln das Seeufer erreichten und die restlichen drei Kilometer zurück nach Sarnen auf ebenem Gelände zurücklegen konnten.
Gegen sechs Uhr erreichten wir schliesslich unseren Welly, der noch immer geduldig auf dem Parkplatz wartete - glücklicherweise ohne Bussenzettel, die bezahlte Parkzeit war nämlich schon lange abgelaufen...
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