Ich hab es geschafft! Die 60 km der Kepler Challenge sind in meinen Beinen und ich konnte sämtliche meiner Erwartungen übertreffen. Mit einer Zeit von 5 Stunden 51 Minuten und 51 Sekunden habe ich mich sogar in den Top 10 klassieren, es resultierte der 10 Schlussrang bei den Herren. Richtig schön dabei ist, dass es mir nach dem Zieleinlauf sehr gut gegangen ist, Muriel und ich haben sogar auf den Shuttleservice verzichtet und die 50 Min. Rückweg zum Camping zu Fuss bewältigt. Nun aber der Reihe nach, nachfolgend der chronologische Bericht von der Registration bis zur Siegerehrung.
Im Ziel! (c) Kepler Challenge |
Freitag 5.12.2014: Registration und Racebriefing & Ausrüstung Packen
In der Regionalzeitung sind sämtliche Starter aufgelistet |
Am Freitag vor dem Event mussten sich sämtliche Teilnehmer registrieren, die Pflichtausrüstung prüfen lassen ob sie den Vorgaben entspricht und den Time Chip in Empfang nehmen. Zudem war um 19:30 das Racebriefing, bei dem nochmals die Wetterbedingungen, der Kurszustand sowie Details über die Verpflegungsposten usw. erörtert wurden. Dabei haben wir erfahren, dass durch das nasse Wetter der letzten Monate (24 Regentage im November im Fiordland) diverse matschige Stellen auf dem Kurs zu erwarten seien und zudem noch der eine oder andere umgestürzte Baum herumliegen könne. Das Wetter fürs Rennen solle gut sein, erst im späteren Nachmittag wären Niederschläge gemeldet, einzig der Wind in der Höhe könne relativ stark sein. Temperaturen am Start ca. 10°C in der Höhe bei der Luxmore Hut mit Chillfaktor knapp über 0°C um 9 Uhr. Soweit also gute Verhältnisse für ein spannendes Rennen.
Die Startunterlagen sind gefasst & Materialcheck bestanden |
Am meisten Zeit hat für mich das Packen des Rucksacks mit der Pflichtausrüstung und der Verpflegung in Anspruch genommen. Wie man auf dem Bild sieht, ist einiges zusammen gekommen.
Für Laufnerds hier die Auflistung meiner Ausrüstung und meiner Verpflegung:
Am Körper:
- Schuhe New Balance Leadville 1210
- Running Socken von New Balance
- Unterhosen von Macpac aus Merino
- Kompressions Waden Strümpfe von Compresssport
- Armlinge von Asics
- Laufhosen von Salomon S-LAB Series
- Kompressionslaufshirt von New Balance
- Laufrucksack RaidLight Olmo 12l
- 2 Bufftücher von Quechua (1x um Hals / 1x als Stirnband)
Im Rucksack:
- Die ganze Verpflegung (siehe unten)
- Regenhosen von Quechua
- Gore Tex Jacke von Mountain Equipment
- 1x Thermal Long Johns von Arcterix
- 2x Thermal Merino Tops von Icebreaker GT 200 Serie
- 1x Laufhandschuhe von Asics
- 1x Laufmütze von Smartwool
Verpflegung:
- 5x Lepping Gels mit Lemon flavour
- 3x GU Gels (1x Vanille, 1x Chocolat Mint, 1x Salty Caramel Flavour)
- 2x Riegel
- 1x Trailmix a la Manuel (Eigenkreation mit gehackten Mandeln, diversen Dörrfrüchten (Banane, Mango, Datteln, Rosinen, Salzbrezel und das Ganze noch gesalzen)
- 2x Honigmischung a la Manuel (Eigenkreation in kleinen Fläschchen mit je ca. 60ml Honig, 30ml Wasser und 1 Teelöffel Salz)
- 1x Cramp Stop Spray
- 2x 3dl Wasser
Samstag 6.12.2014: Raceday
Mitten in der Nacht, um 3:50 bin ich aus dem Dachzelt gekrochen, damit ich genügend Zeit zum Frühstücken hatte und mich vorbereiten konnte, bevor um 5:20 der Shuttlebus vor unserem Camping abfahren würde. Auf dem Camping war schon richtig viel Betrieb um diese Zeit, ich war wohl nicht der einzige Läufer auf dem Platz. Zum Frühstück gab es 2 Toasts mit viel Honig, eine Banane und ein paar Datteln, sowie ein schön warmer Pfefferminztee, denn es war noch richtig frisch. Nach der üblichen Morgentoilette ging es dann auch schon mit dem Shuttlebus zum Start. Muriel ist mal wieder wegen mir mitten in der Nacht aufgestanden und hat einmal mehr die Rolle meines Sherpas übernommen, vielen vielen Dank!
Im Startbereich angekommen musste man sich zuerst registrieren, damit der Veranstalter wusste, wer nun definitiv am Start stand und wer doch noch kalte Füsse bekommen hatte. Hier ist diesbezüglich alles viel entspannter als in der Schweiz, denn noch knapp fünf Minuten vor dem Start war bei der Registrierung eine lange Kolonne. Trotzdem ist niemand nervös geworden, alle sind gemütlich angestanden. Ich war ca. 10 Min. vor dem Start eingecheckt, nun musste ich mich leider von Muriel verabschieden und mich in den Startblock begeben, wo ich mich gleich hinter den Eliteläufern eingereiht habe. Die beiden Topfaforiten für das Rennen waren Martin Dent aus Australien (zwei Olympiateilnahmen und drei Teilnahmen an Comonwealthgames im Marathon für Australien, zudem Titelverteidiger und Streckenrekordhalter mit 4h35) und der Neuseeländer Vajin Armstrong aus Neuseeland (dreifacher Sieger und Vorjahreszweiter).
Kurz vor dem Start |
Kurz nach 6 Uhr ist dann der Startschuss gefallen und wir sind in den Wald losgestürmt.
Los geht es! Der spätere Sieger Martin Dent (in Schwarz) ist bereits nach 10m an der Spitze |
Ich wollte mich relativ weit vorne einreihen um zu vermeiden, dass ich auf den Singletrails in den Stau komme. Deshalb ging es also ziemlich zügig über die ersten fünf Kilometer durch den Neuseeländischen Dschungel. Der Weg war super zu laufen, mit vielen flüssigen Richtungswechseln und einigem Auf und Ab auf einem schönen Spazierweg. Ab der 5 km Marke ging es dann mit stetigen Anstieg den Berg hoch. Zwischen Kilometer 5 und 10 waren doch ca. 800 Höhenmeter zu überwinden. Hier versuchte ich mich etwas zurückzuhalten und möglichst gleichmässig zu rennen, denn der Weg war ja noch lange und ich wusste nicht was mich noch so alles erwarten würde. Es lief aber alles soweit gut, und die Strecke war super schön.
Aussicht von Te Anau auf die Kepler Berge |
Um Kilometer 10 ging es um eine Kurve und ich war plötzlich oberhalb der Waldgrenze. Dies brachte einen extremen Klimawechsel mit sich, denn der Wind hämmerte mir brutal stark von schräg vorne um die Ohren und es wurde richtig kalt in den bereits schweissnassen Klamotten. Zwischenzeitlich hatte ich das Gefühl, in den Windböen geradezu stehen zu bleiben. Auch hier war die Landschaft äusserst sehenswert, die Hügel sind mit Tussockgras überwachsen und die Aussicht auf die umliegenden Bergketten und Seen im Morgenlicht war spektakulär und entschädigten für die taffen Wetterbedingungen. Über den Bergrücken führte die Strecke auf Singletrails weiter zu der Luxmore Hut, wo die obligatorische Materialkontrolle war. Jeder Läufer musste hier seinen Rucksack auspacken und es wurde überprüft, ob auch jeder die Pflichtausrüstung wirklich dabei hatte. Der Check ging bei mir sehr schnell, ich machte den Rucksack auf, der Kontrolleur sah zuoberst die Thermo-Shirts und Hosen und meinte nur, da sei ja noch so viel Zeugs drin, dass ich sicherlich mehr als das Notwendige dabei hätte, ich könne weiter gehen. Also rannte ich wieder los und kämpfte mich weiter gegen den Wind den Berg hoch.
Irgendwo in den Bergen (c) Kepler Challenge |
Der Kurs ging von der Luxore Hut hinauf in Richtung Mount Luxmore auf nicht ganz 1'300 m.ü.M. Mir ging es sehr gut, ausser dass ich die Alpine Sektion schnellstmöglich hinter mich bringen wollte, denn der Wind wurde weiter stärker und ich begann zu frieren. Ich habe mich aber dagegen entschieden mehr anzuziehen, denn beim Rennen ging es gerade noch so. Nach dem Mount Luxmore führte die Strecke etwa 200 m hinunter und über einen Grat zum nächsten Berg. Glücklicherweise kam ich hier etwas in den Windschatten der vorderen Berge und die Bedingungen wurde etwas angenehmer. Nun ging es weiter hoch, zum höchsten Punkt des Rennens auf rund 1'400 m.ü.M. Dort angekommen legte ich einen Toilettenstop am Verpflegungsposten ein, bevor ich den langen, steilen Abstieg in Angriff nahm. In den nächsten fünf Kilometer galt es über 1'000 Höhenmeter abzusteigen, über steile Treppen und gefühlt tausend Haarnadelkurven (10 m rennen, abbremsen um die Kurve, beschleunigen, 10 m rennen, abbremsen um die Kurve usw.). Der Abstieg führte mich zum Glück aus dem Wind zurück in den Schutz des Waldes, hinab zum nächsten Verpflegungsposten. Hier, kurz vor Hälfte des Rundkurses, begann nun ein neues Rennen, denn von nun an führte die Strecke auf Single Trails durch den Neuseeländischen Dschungel, zwar mit vielen kurzen Anstiegen und Richtungswechseln, mal über Holzstege, mal über verwurzelte Abschnitte, aber eigentlich immer gut rennbar Richtung Ziel.
Nun sollte es sich zeigen, ob ich in den Bergen zu viel Energie verbrannt hatte. Zusammen mit einem anderen Läufer schlängelte ich mich in relativ zügiger Pace durch den Wald, die Zeit verging schnell und meine Beine waren immer noch in Ordnung. Allerdings hatte ich mich absolut nicht an meine Verpflegungsstrategie gehalten und bei der Marathon Marke noch keinen einzigen Energy-Gel oder Riegel aus meinem Proviant zu mir genommen. Einzig das Wasser und meine Honig-Salz-Mixtur hatte ich verzehrt, ausserdem war ich bei den Verpflegungsposten jeweils angehalten um ca. drei Deziliter Wasser zu trinken, eine aufgeschnittene Orange auszusaugen sowie ein Stück Banane zu essen. Im Hinterkopf drehte sich daher nun die Frage, ob ich irgendwann in einen Hungerrast laufen würde... Aber noch fühlte ich mich wirklich gut, und ich konnte das angeschlagene Tempo halten. So ging es, gemeinsam mit dem Begleiter bei dem ich mich angehängt habe, weiter durch den Wald. Ursprünglich hatte ich mir den ganzen Waldabschnitt ab Kilometer 36 deutlich flacher vorgestellt, es war doch ein stetiges rauf und runter, mit zum Teil recht knackigen Anstiegen!
Irgendwann vor der 50 km Marke wurde mein Begleiter langsamer, und so bin ich alleine weitergerannt. Doch schnell kam ein anderer Läufer vor mir in Sicht, einer der wohl den Hammermann getroffen hatte und sehr, sehr langsam unterwegs war. Beim Überholen wünschte ich ihm Glück und hoffte, dass es mir auf den letzten zehn Kilometern nicht so ergehen würde. Ich hatte zu diesem Zeitpunkt keine Ahnung, an wievielter Stelle ich lag, bis mir dann ein Zuschauer zugerufen hat, ich sei auf dem 14 Platz. „Habe ich richtig gehört?“ - es war auf jeden Fall sehr motivierend! Rund sieben Kilometer vor dem Ziel kamen von hinten auf einmal schnell Schritte näher und Ruby Muir, die Favoritin bei den Frauen, hat mich überholt. Da es bis zur Ziellinie nun nicht mehr allzu weit war, versuchte ich an ihr dran zu bleiben, was mir relativ problemlos gelang. So habe ich in ihrem Schlepptau auf den nächsten Kilometern noch den einen oder anderen Läufer überholt, und dann kam auch schon die Tafel für den letzten Kilometer.
Ein unglaublich Gefühl, als ich wusste, dass ich das Ziel erreichen würde. Dies in einer deutlich schnelleren Zeit als erwartet, und mit einer Platzierung bei einem solch prestigeträchtigen Lauf, die ich mir nie erträumt hätte! Der Ziel-Speaker wurde von Schritt zu Schritt immer lauter und das Ziel kam näher, etwa 200 m vor dem Ziel ging es aus dem Wald und ich sah eine strahlende Muriel an der Strecke und das Ziel vor mir, wo Ruby Muir soeben das Siegesband durchtrennte.
Noch 100m bis ins Ziel! |
Und das Wichtigste: ich fühlte mich noch immer super und konnte entsprechend den Zieleinlauf richtig geniessen! Es ist schon ein cooles Feeling zu wissen, dass man eine 4-Tageswanderung am Stück gerannt und pünktlich zum Mittagessen wieder zurück ist!
Nachdem ich die Gratulationen entgegengenommen hatte und aus dem Zielbereich raus war, konnte ich Muriel in die Arme schliessen (Entschuldigung für meine nicht ganz frische, salzverkrustete Kleidung) und mit Ihr das Erreichte geniessen. Nach ausgiebigen Dehnen sind wir dann zusammen dem See entlang retour zu unserem Camping gelaufen, wo eine super warme Dusche und etwas warmes zu essen auf mich gewartet hat. Am Abend haben wir dann mit einer Flasche Wein ein gemütliches Znacht in unserem Vorzelt genossen, bevor wir dann müde ins Dachzelt geklettert sind.
Sonntag 7.12.2014: Post Race Breakfast & Siegerehrung
Es ging schon wieder früh los, um 8 Uhr war das Postrace Frühstück, für das ich Muriel eingeladen hatte. Dabei hatten wir die Gelegenheit, mit anderen Läufern über das Rennen zu plaudern. Natürlich war unser Tisch der letzte, der sich nach dem Frühstück geleert hat, denn für die Kiwis ist Essen blosse Nahrungsaufnahme, welche schnell vor sich geht. Wir jedoch geniessen das Essen gerne und lassen uns Zeit. Zudem war ein amüsanter Aussie am Tisch, welcher uns gut unterhalten hat.
Gesamtrangliste der Kepler Challenge |
Um 10 Uhr war dann die Siegerehrung, bei dem neben den Top 5 auch die besten Locals, die Personen welche sich am meisten verbessert haben usw. geehrt wurden. Der Sieger Martin Dent sah wieder tiptop aus, musste er sich doch nach dem Rennen dehydriert im Sanitätszelt behandeln lassen. Wie viel Glück ich bereits bei der Registrierung hatte, habe ich an der Siegerehrung ebenfalls erfahren, wie der Verantwortlich erzählte war nämlich das auf 450 Personen limitierte Feld (limitiert da der ganze Lauf in einem Naturschutzgebiet stattfindet) innert weniger als 5 Minuten ausverkauft.
Anschliessend haben wir einen gemütlichen Sonntag mit viel Sonne und einer kleinen Regenerations-Laufrunde genossen, bevor wir die Woche mit Rechaudkerzen-Tischgrill und einer weiteren leckeren Flasche Wein beendet haben.
Neben Diplom, Medaille, Shirt die weiter erbeuteten Preise |
Jetzt geniessen wir noch ein paar Tage hier in TeAnau, wir haben unseren Aufenthalt um fünf Tage verlängert und bleiben somit bis zu unserer Kayak-Tour auf dem Doubtful Sound. Am Donnerstag wollen wir dann zusammen auf den Mount Luxmore wandern, damit Muriel diesen superschönen Abschnitt, von dem ich Ihr immer wieder vorschwärme, auch noch bestaunen kann. Läuferisch sind natürlich auch schon die nächsten Rennen geplant, Ende Januar werden Muriel und ich zusammen an der Tussock Traverse teilnehmen, dies ist ein Trailrennen über 26km im Tangoriro Nationalpark. Im Februar, wenn meine Eltern uns hier in Neuseeland besuchen, werde ich am Tarawera Ultra Trail teilnehmen werde, einem 100 km-Ultralauf, welcher zur Ultra Trail World Tour gehört und ein entsprechend starkes Läuferfeld anlocken wird.
I am so glad you posted about this! Congrats on a great 60 km.
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