9/17/2013

Der Jungfrau Marathon 2013 aus Sicht der Support-Crew

Sherpa Tenzing und Sir Edmund Hillary -
oder so ähnlich ;)

Voller schöner Erinnerungen an das tolle Wetter beim letztjährigen Jubliäums-Jungfrau-Marathon hatten wir uns für die diesjährige Ausgabe ein Plätzchen auf einem Camping bei Interlaken reserviert. Doch die Wettervorhersage wurde immer mehr in Richtung "kühl und nass" korrigiert, je näher das Wochenende rückte. Dennoch ging es am Freitag direkt nach der Arbeit ab mit dem Büssli in Richtung Berner Oberland. Noch war der Himmel blau, und beim aufschlagen unseres Camps konnten wir den wunderschönen Blick auf die in der Abendsonne leuchtende, schneebedeckte Jungfrau geniessen. Der Camping nennt sich entsprechend - man staune - Jungfraublick.


Lauterbrunnen: Spitzengruppe mit Viktor Röthlin (3. Rang),
dem Sieger Geoffrey Ndungu (#102) und
Petro Mamo (#164, 2. Rang).
Die Startunterlagen waren rasch abgeholt, der Besuch der Läufermesse dauerte mal wieder etwas länger... Es war bereits dunkel, als wir mit neuen Jungfrau-Marathon-Kompressionssocken ausgerüstet wieder aus dem Zelt kamen. Die knallroten Strümpfe mit weissem Schweizerkreuz auf der Wade werde ich hoffentlich am Dublin Marathon ausführen. :)

Nach wärmender Suppe und einem Teller Pasta stiegen wir recht schnell hinauf ins Dachzelt. Bereits gefühlte zehn Minuten später riss uns das Kikeriki von Manuel's Wecker uns aus dem Schlaf. Als ich mich eine halbe Stunde später auch grummelnd aus dem warmen Schlafsack geschält hatte, sass Manuel bereits dick eingepackt beim Frühstück mit Brot und Honig. Noch waren die Temperaturen recht frisch, aber die Sonne liess sich bereits hinter einigen Wolken erahnen. Gegen acht Uhr liefen wir los in Richtung Interlaken Zentrum, wo uns bereits die restliche Support-Crew in Form von Manuel's Eltern erwartete.


20 Min. später, auch Manuel topfit in Lauterbrunnen. Frau
Sherpa am Bildrand freut sich ebenfalls! :)
Ein wenig Einlaufen, und schon war es an der Zeit, sich in den Startblock zu begeben. Den Zuschauern wurden Schweizer Fahnen verteilt, und vor dem Start wurde die Schweizer Nationalhymne gespielt. Schon knallte der Startschuss und obendrauf eine Salve ohrenbetäubender Böllerschüsse, und das restlos ausverkaufte Feld war auf der Strecke. 

Die ersten 4 km sind eine Runde durch Interlaken, und da wir unbedingt den ersten Zug nach Lauterbrunnen erwischen wollten (Manuel ist zu schnell für den zweiten...) liefen wir schon mal los in Richtung Bahnhof Ost. Wir waren allerdings nicht ganz die einzigen mit dieser Idee, die ganze Zuschauermenge war in Bewegung. Die Spitzengruppe - Viktor Röthlin und die Afrikaner - tauchte bereits nach nicht einmal 13 Minuten bei Kilometer 4 auf, und nur drei Minuten später auch Manuel. Das Feld hatte sich mittlerweile etwas in die Länge gezogen, so dass es jetzt einfacher war als beim Start, ihn in der Menge auszumachen. Blaue Laufshirts sind aber offensichtlich schon ziemlich beliebt...

Für uns Supporter ging es nun schnellstens ab zum Bahnhof. Wir suchten uns ein etwas weniger dicht bevölkertes Plätzchen auf dem Bahnsteig (schwierig bis unmöglich) und hatten dann das Glück, dass die Zugtüre genau vor unserer Nase stoppte. Dies bescherte uns dann Sitzplätze, beim Bahnhof Zweilütschinen sogar mit Aussicht auf die eben passierende Spitzengruppe.

Bis Lauterbrunnen überholten wir die Spitzenläufer aber wieder, so dass wir sie dann aus der Nähe noch gebührend anfeuern konnten. Leider waren die Jungs einfach viiiiel zu schnell, so dass mit meiner Handy-Kamera kein anständiges Foto gelang. Gut hatte ich mit Manuel's Vater gleich noch den Teamfotografen dabei - danke für sämtliche Bilder in diesem Blog!


2/3 des Support-Teams vor etwas Eiger, dem Mönch und
ein wenig Jungfrau.
Dank "Datasport Live" war ich bereits über die 10 km Zeit von Manuel informiert. Eine tolle Sache, dieser Live-Service - kaum überquert der Läufer eine Zeitmatte, findet man die Zeit im Internet. Schade nur, dass meinem Handy schon vor der letzten Matte der Saft ausgegangen ist...

Zwanzig Minuten hinter Röthlin & Co passierte Manuel mit 1:30 die Halbmarathon-Marke, und in Lauterbrunnen sah er noch topfit und locker aus. Musste er aber auch, denn die Steigung ging jetzt erst richtig los!

Wir fuhren die restliche Strecke bis hinauf auf die Kleine Scheidegg, und erreichten nach einem kurzen Fussmarsch das Ziel, gerade noch rechtzeitig zum Zieleinlauf des Siegers Geoffrey Ndungu. Er hat den Marathon mit rund 1829 positiven Höhenmetern in sagenhaften 2:50 geschafft, nur etwas mehr als eine Minute über dem Streckenrekord. Sein Eintreffen wurde wiederum mit Böllerschüssen quittiert. Zwei Minuten später folgte Petro Madmo aus Eritrea, welcher das Rennen lange angeführt hatte, schlussendlich den zweiten Rang aber nur noch knapp vor Viktor Röthlin ins Ziel retten konnte.

Jetzt hatten wir Supporter eine Stunde Zeit, um uns endlich unseren lange ersehnten Kaffee zu gönnen - inzwischen war aber schon 12 Uhr, weshalb der Kaffee durch einen Mittags-Snack ersetzt wurde.


Zieleinlauf Viktor Röthlin in fantastischen 2:53,21
Manuel's Zwischenzeiten waren ziemlich präzis gleich wie jene vom letzten Jahr, dort hatten ihn aber Krämpfe auf dem letzten Streckenteil (20 Min. für einen Kilometer..) noch stark ausgebremst.

Leider war ja der Akku meines Smartphones leer, und so konnte ich unseren Fotografen nicht mehr vorwarnen, dass Manuel bald auftauchen würde. Entsprechend löste ich auch einen falschen Alarm aus, als knapp vor der errechneten Zeit ein "blauer" Läufer in der Ferne erschien - jaja, zu viele blaue Laufshirts...

Wenig später war es dann aber doch so weit, das "richtige" blaue Shirt erschien auf dem Hügel zum von uns kräftig bejubelten Schluss-Abstieg. Der Laufstil sah, sehr zu meiner Freude, noch deutlich runder aus, als im letzten Jahr an gleicher Stelle! (Wie sich später herausstellte hatten die Wadenmuskeln aber auch dieses Jahr nicht ganz mitgespielt...).

Gespannt schaute ich auf die Anzeige über dem Ziel, auf welcher jeder Läufer mit Namen und Zeit erschien: 4 Stunden 00 Minuten und 49 Sekunden!

Ein ganz klein wenig ärgert er sich wohl schon über diese 49 Sekunden, aber wir Supporter sind einhellig der Meinung, dass diese Zeit einfach nur grossartig ist!


Geschafft!

Die Dusche war noch sehr leer, entsprechend schnell sassen wir schon wieder im Zug talwärts. Jetzt war es an mir, die Laufschuhe zu schnüren, denn für mich stand dieses Wochenende ein langer Lauf auf dem Marathon-Trainingsprogramm. In Lauterbrunnen verabschiedete ich mich von den anderen und startete zum wohl landschaftlich schönsten Longjogg meiner Karriere. Nicht vergebens heisst es das "Tal der Wasserfälle"!

Gegen Ende musste ich dann aber noch eine lange Schlaufe um Interlaken anhängen, und es wurde doch noch etwas zäh. Der Himmel wurde düsterer, der Wind frischte auf, und die  Zeit bis zum vereinbarten Abendessen rannte mir davon. So wurden es nur 25 statt der geplanten 27 Kilometer, in ca. 2:50 Stunden - meine Knie waren mir aber dankbar für das vorgezogene Ende... Immerhin bin ich diesmal auf den letzten 10 Kilometern schneller geworden - ganz ein neues Gefühl ;)

Der Regen erwischte uns dann doch noch, allerdings erst auf dem Heimweg vom Abendessen.

Fazit der Geschichte: Manuel läuft am Tag nach einem Bergmarathon deutlich runder als ich nach einem Longjogg - nicht fair, oder?

2 Kommentare:

  1. Endlich mal ein Bericht aus Sicht der Zuschauer. Gefällt mir sehr gut, denn dieses Vergnügen bei einem Marathon vor Ort zuzuschauen hatte ich noch nie.

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    1. Danke! Die Zuschauersicht kann ich sehr empfehlen, es ist immer spannend, ein Marathonfeld von A bis Z zu sehen :)

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