Wie bereits im Extrablog von Muriel erwähnt, konnte ich mein erstes Rennen meiner Laufkariere gewinnen!
The Hillary Skyrace ist ein Wettkampf, welcher auf der Strecke eines mehrtägigen Wanderweges in den Waitakere Ranges, 30 Minuten westlich von Auckland stattfindet. Namensgeber des Trails und auch des Wettkampfes ist der bekannteste Neuseeländer Sir Edmund Hillary, welcher bekanntlich als erster Mensch auf dem Mount Everest stand. Entsprechend war auch das Motto des Wettkampfes "Conquest your Everest". Angeboten wurden drei Distanzen, der Ultra über 80km, das Skyrace über 34km sowie ein 16km Trailrun. Der 34km und der 80km Wettkampf waren Wertungsläufe der neuen Oceania Skyrunning Series, entsprechend hatte dieser Lauf im Vorfeld viel Präsenz im Internet und konnte so viele Läufer aus Australien und Neuseeland anlocken.
Ich habe mich für den Skyrun angemeldet, welcher offiziell mit 34km Länge und 1700 positiven sowie negativen Höhenmeter angegeben wurde. Der längste zusammenhängende Anstieg betrug aber nur ca. 200m, entsprechend ging es in stetem Wechsel auf und ab.
Da der Start erst um 11 Uhr war musste ich für einmal nicht in aller Frühe aufstehen, sondern konnte mit Muriel das Frühstück geniessen, Porridge und Toast sowie leckeren Kaffee aus unserem Kaffekocher. Da wir das Lager im Zielort Muriwai aufgeschlagen hatten, musste ich den Shuttlebus zum Start um 8:45 erwischen, denn die Fahrt dauerte doch rund 90 Minuten. In Piha angekommen fand das Pre Race Briefing statt, welches kurz unterbrochen wurde, als der erste Läufer der 80 km Wertung passierte, damit wir ihn entsprechend anfeuern konnten. Nach dem Briefing gingen das ganze Feld gemeinsam hinunter an den gut 1km langen Sandstrand von Piha, auf welchem unser Start war. Während wir auf den Startschuss warteten, kam auch schon der zweite Läufer des 80 km Laufes vorbei, worauf der Raceleiter entschied, dass der Start etwas hinausgezögert würde um ihm 2 Minuten Vorsprung zu geben.
Gleich nach dem Start reihte ich mich in einer Vierköpfigen Spitzengruppe ein, welche auf dem Strand davonzog, ich konnte dieses Tempo locker gehen und setzte ich mich bereits auf dem ersten Kilometer an die Spitze. So erreichte ich als erster das Ende des Strandes, der 80km Läufer war auch schon überholt, er hatte ja auch schon mehr als einen Marathon in den Beinen. Nun ging es hinein in den Dschungel, auf einen kurvigen Singletrail, welcher steil anstieg, ich ging weiterhin eine hohe aber doch noch angenehme Pace und stellte mit Erstaunen fest, dass ich die Mitläufer bereits um ein paar Meter abgehängt hatte. Ich hatte aber keine Übersicht über die Verfolgergruppe, da ich im Wald nur ein paar Meter weit zurückblicken konnte. Nach dem Anstieg ging es leicht wellig über Felder, dort schloss ein Läufer zu mir auf als ich unnötig Zeit verlor beim Versuch ein Gatter zu öffnen. Weitere Läufer waren aber nicht in Sicht. Da ich von Mauritius her wusste, dass ich im technischen Downhill nicht unbedingt der schnellste bin und ich meinen hart erarbeiteten Vorsprung vom Anstieg nicht verschenken wollte, gab ich im darauffolgenden steilen Downhill richtig Gas. Bei der Flussdurchquerung unten im Tal realisierte ich erstaunt, dass hinter mir kein Läufer mehr in Sicht war. So ging ich weiterhin als Leader in den nächsten steilen Anstieg, ein ziemlich motivierendes Feeling.
Der Kurs führte nun auf Feldwegen weiterhin sehr wellig durch den Wald, gespickt mit knackigen An- und Abstiegen, bis er etwa bei Kilometer 10 in einen schmalen Singletrail mündete. Der steile Downhill über verwurzelte Wege brachte ich problemlos hinter mich und erreichte noch immer in Führung liegend einen See, welcher umrundet werden musste, bevor es Sanddünen entlang weiter ging. Hier war es zur Abwechslung einmal flach, aber dafür hatte man abwechselnd im Sand und in einem Wasserlauf zu rennen, was für die Beine sehr intensiv war. Nach einer Strassenüberquerung erreichte ich bereits den Startpunkt des 16km Rennens, wo ich lautstark angefeuert wurde. Den dortigen Verpflegungsposten verliess soeben der Spitzenläufer der 80 km Distanz, auf den ich nun bereits 15 Minuten aufgeholt hatte. Ich trank ein paar Becher Wasser, denn es war sehr heiss, nahm ein paar Salzbretzel in die Hand und weiter ging es in die zweite Streckenhälfte.
Die nächsten 10 Kilometer führten über Klippen entlang der Küste, natürlich mussten aber diese - recht hohen - Klippen zuerst erklommen werden. Im Anstieg überholte ich den 80km-Spitzenläufer Andreus Romanos und konnte ihm die Info geben, dass er einen guten Vorsprung hat. Das Problem als Leader ist, dass man keine Ahnung hat wie weit die Verfolger zurückliegen, wenn sie nicht in Sichtweite sind.
Der Klippen-Abschnitt war ein weiteres Highlight, die Aussicht von über das Meer und die kleinen vorgelagerten Inseln war atemberaubend! Ich habe diesen Abschnitt aber unterschätzt, denn es war ein ständiges auf und ab, mal war der Untergrund steinig, mal sandig und dazwischen bestand er aus rutschige Kieselsteinen, das ganze in der brennenden Mittagssonne ohne Schatten. So schön die Aussicht war, ich sehnte das Ende dieses Abschnitts herbei, denn langsam begann es anzuhhängen, auch gegen etwas zu trinken hätte ich zu dem Zeitpunkt nichts einzuwenden gehabt. Als Abschluss dieses Abschnitts galt es aber noch eine Treppe mit rund 250 steilen Treppenstufen zu überwinden, bevor ich endlich zum nächsten Verpflegungstand kam. Als ich diesen erreichte war ich ziemlich überhitzt und kippte mir erst einmal ein paar Becher Wasser über den Kopf, bevor ich meinen Durst löschte.
Langsam schien es mir möglich, die Führung zu halten, denn der nun folgende Abschnitt war mir von diversen Trainingsläufen her bestens bekannt. Die nächsten Kilometer führten über einen Schotterweg, dann entlang der Hauptstrasse, wo man es rollen lassen konnte, bevor es auf einem Singletrail hinunter an den Strand von Muriwai ging. Leider begannen sich nun aber meine Beine zu melden und ich merkte, dass ein Krampf nicht mehr weit entfernt war. Ich versuchte möglichst rund zu laufen, nicht zu stark zu pushen und nahm noch einen zusätzlichen Gel um etwas Zucker in den Kreislauf zu bekommen. Glücklicherweise war weiterhin weit und breit niemand hinter mir zu sehen und so ging ich als Leader in den Abstieg zum Beach. Meinen Beinen ging es nun wieder etwas besser und so liess ich es die ca. 150 Höhenmeter ziemlich laufen. Endlich am Strand angekommen, musste ich diesem noch einen knappen Kilometer entlang rennen, bevor es über eine Düne hinauf ins Zielgelände ging.
Nun konnte ich es anfangen zu geniessen, denn ich wusste, dass mir der Sieg fast nicht mehr zu nehmen ist. Ich kam mir aber auch etwas seltsam vor, denn der Strand von Muriwai ist bei Badegästen sehr beliebt und ich musste mich zwischen Badetüchern, Surfern und Sonnenschirmen den Weg in Richtung Ziel bahnen und den Blicken konnte ich entnehmen, dass die Leute nicht unbedingt verstanden was ich hier mache... Aber was solls, ich bin drauf und dran mein erstes Rennen zu gewinnen!
Als ich die Düne erreichte ging es schnell, nach etwa 100 Meter bog ich ins Zielgelände ein, wo ich eine Runde rennen musste, und schon war ich vor dem Zielbogen. Im Ziel waren sie ziemlich überrasch über mein frühes Erscheinen und so liesen sie die Landeshymne erst laufen, als ich bereits im Ziel war. Kaum hatte ich die ersten Gratulationen empfangen (der Rennleiter ist mir noch vor Muriel um den Hals gefallen), Muriel umarmt und einen Becher Wasser getrunken, hatte ich schon ein Mikrofon vor dem Gesicht und durfte ein paar Fragen beantworten.
Ich hatte mit einer Zeit von 3 Stunden 3 Minuten nicht nur gewonnen, sondern auch noch den Kursrekord um über 15 Minuten verbessert und den zweitplatzierten Läufer um über 9 Minuten distanziert!
Nachdem wir die nächsten Zieleinläufe verfolgt und mit diesen Läufern beim Eisbad ein wenig gequatscht hatten, sind wir dann zurück zum Camping gegangen, wo wir mit einer Flasche Wein auf den Sieg angestossen haben.
Am nächsten Morgen durften wir noch an die Siegerehrung, wo ich mit einem Einkaufsgutschein vom Hauptsponsor über 250 NZD, einem Pokal (Muriel hatte viel Freude daran, denn wir haben ja sooo viel Platz im Bus), einer Flasche Champagner sowie mit einem Buff Tuch beschenkt wurde.
Wie war dieser Effort möglich? Ich denke es sind diverse Punkte zusammengekommen. Einerseits komme ich mit Hitze besser klar als die meisten Läufer, andererseits war die Distanz mit 34km ziemlich ideal für mich. Aber auch der Kurs, welcher sehr viele Rhythmus- und Untergrundwechsel hatte, ständig auf und ab ging, aber trotzdem gut rennbar war, war wie auf meine Stärken zugeschnitten. Nach meiner Erfahrung habe ich erst dann etwas Mühe, wenn es zu stark wurzelig und technisch wird, und, vor allem in den Downhills, nur noch mit Schwierigkeit rennbar ist. Zu guter Letzt habe ich wohl im Moment eine so gute Form wie noch nie, denn seit wir auf der Reise sind, ist kaum ein Tag ohne Sport vergangen!
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