6/12/2015

Highway 1 und ein Bär im Klo

On the road again!
 
Nach einem Monat Sesshaftigkeit in Maui freuten wir uns riesig darauf, wieder zu unserem Nomadenleben im Büssli zurückzukehren. Vorerst mussten wir uns aber noch etwas gedulden, dieses Mal aber nicht aufgrund von Problemen bei Welly‘s Verschiffung, sondern da unser Flugzeug aufgrund eines potentiellen medizinischen Problems nach beinahe zwei Stunden Flug umdrehte und nach Honolulu zurückkehrte… Die betroffene Passagierin konnte glücklicherweise aus eigener Kraft aussteigen. Mit vier Stunden Verspätung trafen wir dann deutlich nach Mitternacht in L.A. ein. Aber diese Stadt scheint auch nie zu schlafen, deshalb war dies kein Problem.
 
Wir haben Welly zurück!
 

Bereits wenige Stunden später (d.h. am nächsten Morgen) konnten wir unser Büssli fast völlig problemlos übernehmen. Einziger Negativpunkt war, dass die Fahrzeugpapiere an unsere Heimadresse in die Schweiz geschickt worden waren, aber Manuels Eltern sendeten uns diese aber prompt per Express zu.
 
 
Einen ausgiebigeren Besuch in L.A. verschoben wir auf den Herbst, denn bereits nach zwei Stunden in Hollywood lösten die Touristenmassen Fluchtreflexe bei uns aus. 
 
 
Wir liessen also das Stadtleben hinter uns und fuhren entlang des Hwy. 1 nach Norden. Bereits am zweiten Abend holten uns aber die Menschenmassen wieder ein: die zahlreichen State- und Forest-Parks an der Küste südlich von Big Sur hatten alle ihre „FULL“ Schilder schon draussen, als wir um drei Uhr nachmittags eine Bleibe suchte. Ein Ranger lachte uns gutmütig aus, er habe heute den letzten Platz um 12 Uhr vergeben, es sei halt Wochenende… Aber er gab uns auch noch den guten Tipp, dass entlang des Hwy. 1 wild campen zwar verboten sei, nicht jedoch entlang der Seitenstrasse welche hinauf in den Forest-Park führt. So kamen wir zu unserer ersten Gratisübernachtung in der USA, und dies erst noch mit fantastischer Aussicht – zumindest so lange wir noch über dem Nebel waren. Nachts hatten wir dann auch noch neugierigen Besuch, wie die Pfotenabdrücke auf unserer Stossstange zeigten. Die Abdrücke waren glücklicherweise etwas zu klein für einen Bären, aufgrund späterer Begegnungen überführen wir einen Waschbären (Racoon) als Übeltäter.
 
Schlafplatz mit Aussicht - unter dem Nebel der Hwy. 1
Nächtlicher Besuch
  
Nach verschiedenen Stopps an der Küste, unter anderem im sympathischen Monterey, wendeten wir uns schliesslich Landeinwärts in Richtung Pinnacles National Park. Dieser eher kleine Park sieht eher wenig Touristen, und war unter der Woche generell nicht sehr stark besetzt, was uns gerade recht kam. 
 
Monterey
Typische Pinnacles Felsen
Trailrunning Pinnacles
  
Wir wanderten und rannten durch die äussert sehenswerte Landschaft mit ihren runden Gesteinsformationen und vielen Meilen schöner Trails. Abends erfreuten wir uns jeweils an viel tierischem Besuch: ein Luchs, Rehe, freche Waschbären, Hörnchen aller Art, ein lärmiger Specht und viele weitere. Mehr tierische Bilder folgen noch in einem separaten „Pinnacles Top 10 Blog“.
  
Allein auf weiter Flur
Hallo Herr Waschbär!
Bambi im Quadrat

   
Als nächsten Zielort hatten wir uns den Sequoia Nationalpark ausgesucht. Dieser für seine Riesenbäume bekannte Park liegt weiter im Landesinneren in der Sierra Nevada. Da es sich ja um einen Wald handelt, sind wir nie auf die Idee gekommen, dass dieser auf über 2‘000 m liegen könnte. Das schöne Wetter bei unserer Ankunft liess uns zur irreführenden Annahme kommen, dass es hier ja - trotz Höhe - gar nicht so kalt sei. Little did we know! Auch dass die Rangerin beim Camping uns fragte, ob wir wirklich gleich drei Nächte buchen wollten, es werde bei früher Abreise kein Geld zurückerstattet, machte uns nicht im geringsten Misstrauisch… Nun, es wurde wirklich ziemlich kalt, und zwar nicht erst nachts, sondern bereits während der Gewitter, die uns mit schönster Regelmässigkeit jeden Tag um fünf Uhr nachmittags heimsuchten. Aber mit viel (!) Kleidung, unserem im ersten Gewitter eiligst aufgebauten Zelt sowie einer zusätzlichen Wolldecke in meinem Schlafsack liess es sich aushalten. Ausserdem würden wir die tollen Erlebnisse dieser drei Tage auf gar keinen Fall missen wollen!
 
Wandern in Sequoia
 
Sequoia ist nicht nur bekannt für seine grossen Bäume, sondern auch für die vielen Schwarzbären die zwischen diesen leben. Brav, wie wir Schweizer sind, verstauten wir also unser Essen, Kosmetika, Putzmittel bis hin zum Labello im Bärensicheren Schrank. Bereits am ersten Abend lockte uns Lärm aus dem Zelt: ein Bär hatte anscheinend versucht, den Schrank unserer Nachbarparzelle zu knacken, bevor er von den Bewohnern der Parzelle in die Flucht geschlagen wurde.
 
Der Talkessel bei Lodgepole
 
Am nächsten Morgen krochen wir erst aus dem Dachzelt, als die Sonne wärmende Strahlen auf unser Plätzchen schickte. Das Frühstück bei strahlendem Sonnenschein war dann aber herrlich, und mit jeder weiteren Tasse Espresso konnten wir uns einer Schicht Kleidung entledigen. In kurzen Hosen, aber doch noch langärmelig machten wir uns schliesslich zu einer vielbegangenen Wanderung zum Wasserfall hinten im Talkessel auf. Trotz einigem Verkehr auf dem Wanderweg blieb Manuel nach einer Kurve wie angenagelt stehen – ein (brauner) Schwarzbär stand mitten auf dem Trail, keine fünf Meter vor uns. Wie gelernt wichen wir sofort zurück und redeten dabei laut irgendwelchen Unsinn – der Bär ignorierte uns aber komplett. Etwas später kamen Wanderer den Trail hinunter, die uns berichteten, da vorne sei eine Mama Bär mit ihren zwei Kleinen in Fotodistanz neben dem Trail. Innert Kürze sammelte sich eine grössere Fotografenmeute, und nach ein paar Schnappschüssen konnten wir den Weg in aller Ruhe fortsetzen. Der im beeindruckenden Talkessel gelegene Wasserfall war einen Besuch wert, und die posierenden Murmeltiere hätten problemlos Heidis Topmodels das Wasser gereicht. Auch auf dem Rückweg trafen wir die Bärenfamilie wieder an, welche unter völliger Missachtung der vielen Wanderer noch immer in aller Ruhe kreuz und quer über den Trail spazierten.

Zwei Mal Baby Bär
 
Die Laufrunde, zu der wir später noch aufbrachen, wurde ebenfalls durch einen Bären (diesmal gross & schwarz) umgeleitet. Manuel war inzwischen etwas frustriert ob der vielen schönen Trails, welche überall durch Bären „versperrt“ waren.
 
Auch der nächste Tag verlief keineswegs Bärenfrei. Wir fuhren zunächst ins Herz des „Giant Forest“ und bewunderten die vielen riesigen Sequoias, vor allem den „General Sherman Tree“, den grössten Baum der Welt (nach Volumen und Gewicht). Rund 2‘200 Jahre alt ist der Riese, sein Durchmesser beträgt satte 11 Meter bei rund 84 Metern Höhe. Seine grösseren Äste wären auch als eigenständige Bäume keinesfalls mickrig! Ausserdem kämpften wir uns durch teilweise stark überforderte Touristen die 400 Stufen hinauf auf den Moro Rock, einen Granit-Dom, welcher Ausblick über die Foothills sowie die höheren Gipfel der Sierra Nevada (darunter einige über 14‘000 ft) bietet. Manuels Laufrunde blieb heute ohne tierische Hindernisse, dafür wurde er wiederum verregnet. 
 
Giant Tree Hug :)
 
Die Dusche war gut eineinhalb Kilometer entfernt im Lodgepole Village. Da wir nach der kurzen, teuren, aber doch immerhin wärmenden Dusche keine Lust hatten, gleich wieder durch den Regen zu laufen, zwang uns ein ausdauerndes Gewitter zu einem längeren Aufenthalt in der Laundry. Gegen sieben hatte es aber wieder aufgeklart und wir machten uns auf den "Heimmarsch". Nur wenig später beobachteten wir beim Apero vor unserem Zelt einen in der Nähe vorbeistreunenden Bären. Weiter oben schien gleichzeitig unsere Bärenfamilie vom Vortag den Weg in den Camping gefunden zu haben, und im darauf folgenden Chaos (Camper, die mit viel Lärm die Bären vom Platz vertreiben wollten) flüchtete eines der Jungen ins Klo und war nicht mehr zum Abzug zu bewegen. Nun war irgendwo eine sehr unglückliche Bärenmama unterwegs, auf die wir nicht unbedingt treffen wollten… Die alarmierten Ranger schafften es mit viel Geduld, den Kleinen hinauszulocken – wir hoffen natürlich, dass er seine Familie wiedergefunden hat!
 
Dies war uns dann aber genug Action, und wir hatten nichts dagegen, am nächsten Tag in den wärmeren und von weniger Bären bewohnten Kings Canyon Nationalpark weiterzuziehen.

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