9/24/2015

Wettkampfbericht Squamish 50 Mile Run

"Between the relatively flat first six miles and the final mile, you’ll find over 3350 m /11,000 ft of climbing jammed into the remaining 43 miles of terrain. Your largest individual climb is 760 m / 2500 ft. This is an exceptionally difficult course made tougher still by the technical nature of a majority of the terrain. Throw in the fact that the back half runs much more difficult than the front half and you have yourself a nice little day of suffering. Thankfully we’ve made every effort to distract you with incredible scenery at every possible turn."
Mit dieser Einleitung wird der Squamish 50 Mile Trailrun auf der Homepage vorgestellt. Der bekannteste und grösste Ultratrailrun in Kanada fand genau zu der Zeit statt, für die wir einen Besuch in Kanada geplant hatten (d.h. Ende August). Da musste ich mich doch fast auf dieses Abenteuer einlassen.
 
Vor dem Start (c) Squamish 50
 
So stand ich dann an einem Samstag Ende August um 5:30 auf einem Parkplatz direkt am Meer bei Squamish, an der Startlinie zu meinem bisher längsten Ultratrail. Mit eingeschalteter Stirnlampe ging es die ersten Kilometer ziemlich flach quer durch den Ort bis zum Fuss des ersten Bergs, wo das Rennen mit einem steilen Anstieg so richtig losging. Auf Singletrails, welche sonst haupsächlich von Mountainbikern für Downhills genutzt werden, lief und kletterte ich Richtung Gipfel. Teilweise musste ich sogar die Hände zur Hilfe nehmen, aber das Laufen auf dieser Strecke machte viel Spass und die Zeit verging wie im Flug. Die Aussicht im Morgenlicht auf dem Gipfel war wunderschön, doch konnte man sie nicht lange geniessen, denn auf wurzligen steinigen Trails, welche volle Aufmerksamkeit erforderten, ging es schnell wieder talwärts. Nach etwa 20 km erreichte ich den Verpflegungsposten, bei welchem Muriel auf mich wartete. Ich drückte Ihr die Stirnlampe in die Hand und nahm dafür meinen Sonnenhut in Empfang. Mit einer Klassierung irgendwo zwischen Rang 10 und 15 lag ich gut im Rennen, was für zusätzliche Motivation sorgte.
 
(c) Squamish 50
 
Die nächsten 20 Kilometer führten uns über wunderschöne, meist schattige Trails entlang verschiedener kleiner Seen, profiliert aber alles sehr gut rennbar. Dies änderte sich erst wieder kurz nach der Marathon-Marke. Ein langer Anstieg von über 600 Höhenmetern, gefolgt von einem 900 Meter Abstieg führte zum nächsten grösseren Verpflegungsposten.
 
(c) Squamish 50
 
Die morgendliche Kälte war inzwischen der Sommerhitze gewichen. Mir lief es aber weiterhin tiptop und ich konnte den ein oder anderen Läufer überholen. Einziger Negativpunkt war ein Bienenstich in den unteren Rücken, der mich zu einem kurzen Halt zwang. Bei der nächsten Verpflegung nach rund 63 km wurde ich wieder von Muriel begrüsst. Sie informierte mich, dass ich inzwischen auf Platz 6 liege und der nächste Läufer nur knapp vor meiner Ankunft die Verpflegungsstelle verlassen habe. Entsprechend hielt ich den Stopp ziemlich kurz und machte mich bald auf den Weg für die nächsten und letzten 17 Kilometer.
  
Der letzte Abschnitt begann mit einem weiteren langen und steilen Anstieg, schon bald konnte ich einen Läufer vor mir erkennen. Ich war guten Mutes, dass ich ihn noch einholen würde, denn ich fühlte mich noch immer sehr gut. Dies änderte sich mitten im Aufstieg aber schlagartig, ich hatte zwar keine Probleme mit den Beinen, aber mir wurde übel und ich musste mein Tempo stark verlangsamen. Dass dies bei Ultraläufen passieren kann, hab ich schon oft gelesen, Magenprobleme ist einer der häufigsten Gründe für ein DNF, passiert ist es mir allerdings noch nie. So das Rennen weiterzuführen ist wirklich nicht einfach, ich erklomm den Gipfel mal rennend, mal gehend. Der Läufer vor mir verschwand natürlich wieder aus meinem Blickfeld und schon bald wurde ich von einem weiteren Läufer hinter mir überholt.
 
Bei Übelkeit während Ultraläufen wird im Allgemeinen geraten, das Tempo zu verringern und abzuwarten, bis es wieder besser wird. Ich hoffte natürlich, dass sich mein Magen schnell wieder erholen würde, denn Essensaufnahme stand momentan ausser Frage, und ohne Energie läuft es sich nicht allzu gut. Leider blieb diese Hoffnung unerfüllt und die Kilometer schienen sich endlos zu ziehen. Langsam kam das Ziel näher, ich war noch immer sehr motiviert, das Rennen zu beenden und hoffte natürlich auch, dass nicht mehr allzu viele Läufer an mir vorbeiziehen würden. Nach einer gefühlten Ewigkeit und noch immer mit Übelkeit erreichte ich dann doch endlich Squamish und bald darauf das Ziel, dies auf dem 10. Platz Overall / 8. Rang der Herrenwertung (Rangliste).
 
Im Ziel!
 
Nach dem Zieleinlauf musste ich mich dann zuerst mal etwas hinlegen, was aber natürlich nicht ohne den obligatorischen "Hug" durch den Racedirector geschehen konnte. Bis zum Abend hatte sich mein Magen dann aber wieder erholt, und ich konnte mit Muriel ein schönes Essen geniessen, sogar mit einem Rum zum Apero, um den erfolgreichen Lauf abzurunden. Die Flasche Wein haben wir uns aber für den nächsten Abend aufgehoben.
 
Smaltalk mit dem Race Director (c) Squamish 50
Trotz der Probleme zum Schluss war Squamish für mich ein grossartiges Erlebnis, der Lauf war sehr gut organisiert, die Strecke hervorragend markiert und es herrschte eine lockere und familiäre Stimmung. Der Kurs und das Wetter war einfach einzigartig! Auch mit der Laufleistung bin ich zufrieden, denn trotz des "Verlusts" von geschätzt 30 Minuten eine Top 10 Klassierung, dies bei meinem ersten Rennen über 80 Kilometer!
 
Bei der Verlosung verschiedener Preise gewann ich dann natürlich noch einen Rucksack, bereits zum dritten Mal auf unserer Weltreise... Also, wenn jemand Laufrucksäcke benötigt, wir sind ausgerüstet!

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