11/01/2013

Dublin Marathon: Messebesuch & Stadtbesichtigung

Schon ist es drei Tage her seit dem Marathon, die vielen, vielen Eindrücke sind ein wenig verarbeitet und der Muskelkater ist so gut wie weg. Geblieben sind Freude und der Stolz, noch immer zieht sich ein fettes Grinsen über mein Gesicht, wenn ich an den Zieleinlauf denke. Trotz teilweise stürmischem Wind und einigen Steigungen bin ich überzeugt, mit Dublin genau den richtigen Marathon für mein Debut gewählt zu haben. Aber ganz von vorne:
 
Meine erste Marathonnummer :)

Angereist sind wir am Samstag, das Wetter war sehr durchzogen, und es hat immer wieder geregnet, weshalb wir mit dem Zug zur Läufermesse gefahren sind. Ausserdem wollte ich auch ein wenig mein schmerzendes Schienbein schonen. Die Messe war recht gross, die Startnummernausgabe befand sich auf einer Galerie über der Halle. Manuel kam gleich am ersten Tisch zu seiner Nummer, völlig ohne anzustehen. Bei meinem Tisch (11'-13'000) hingegen hatte sich eine laaaange Schlange gebildet. Hat mich aber nicht sehr verwundert, die Dame brauchte reichlich lange, um meine doch recht einfache Nummer aus der Kiste zu fischen. ("Here you go, there's your bib - 12122 - no? Oh I'm sorry about that - ok, 12221 - *such* - *such* - uhm, what was your number again?" - to be continued...)


 
Jaja, und wer hat wieder die tiefe
Nummer bekommen? ;)
Darauf folgte ein kleinen Bummel durch die Messe, gekauft haben wir allerdings nur GU-Gel mit Kaffeegeschmack um diese bei Gelegenheit mal auszutesten. Dann gings zurück ins Zentrum, wo wir nach einem Streifzug durch die Einkaufsstrasse Grafton Street beim Italiener Manuel’s Geburtstag bei einer Flasche Wein und Gnocchi bzw. Tagliatelle feierten. 

 Am Sonntag war Ausschlafen angesagt, die Zeitumstellung half dabei natürlich auch noch ein wenig, so dass über 10 Stunden Schlaf zusammenkamen. Da sich Sonne und Regengüsse im schnellen Wechsel ablösten, beschlossen wir den Hop-on-hop-off Bus für eine Rundfahrt durch Dublin zu nehmen. Auf diese Weise konnten wir uns einen guten Überblick verschaffen, ohne allzu viele Kilometer zu Fuss abzuspulen. Aus unerklärlichen Gründen sind die Doppeldecker oben ungedeckt - es dauerte ein paar Stops, bis wir uns ein trockenes Plätzchen sichern konnten. Abends gab’s wieder Italiener, diesmal aber ohne Wein.

St. Patrick's Cathedral
Das braucht wohl keine Erklärung...
Über dem River Liffey

Sorgenvoll hatten wir die ganze Zeit über den drohenden Sturm verfolgt, welcher in der Nacht auf Sonntag über Grossbritannien ziehen sollte. Die südlichen Gebiete wurden dann auch ziemlich schwer heimgesucht, der öffentliche Verkehr kam in Südengland teilweise komplett zum Erliegen, sämtliche Flüge wurden gestrichen und überall gab es grössere Schäden. Dublin wurde aber weitgehendst verschont, bloss heftige Sturmwinde gab es das ganze Bank Holiday Wochenende über (über diese werde ich noch berichten...).


Vor dem Schlafengehen belud ich noch meinen Startnummerngurt mit vier Gels (natürlich nicht die neuen GU, sondern die altbewährten und mit meinem Magen kompatiblen Powerbar) und befestigte die Startnummer. Abgesehen von der Störung durch eine laut schrillende Alarmanlage haben wir in der Nacht auf Montag erstaunlich gut geschlafen – irgendwie hatte ich wohl das Ausmass meines Vorhabens noch nicht realisiert bzw. noch nicht begriffen, dass es jetzt wirklich, tatsächlich so weit war... 

Nach dem Weckerläuten hatte ich nur eine knappe Stunde Zeit für Frühstück und sonstige Vorbereitungen, denn um viertel vor acht war Treffpunkt im Startbereich mit den Leuten der Denon Pink Ribbon Challenge. Das war ganz gut so, denn so hatte ich absolut keine Zeit dazu, mich selbst nervös zu machen... Ich verabschiedete mich von Manuel, welcher noch eine knappe Stunde im warmen Hotelzimmer bleiben konnte, und das obwohl seine Startzeit 20 Minuten vor meiner war...

Über das Wettkampfoutfit hatte ich mir einen alten Pullover gezogen, welcher aber kaum eine Chance hatte, den kalten Wind abzuhalten. Immerhin war es trocken und nur teilweise bewölkt. Fröstelnd lief ich den guten Kilometer zum Start- und Zielgelände. Am kommunizierten Ort war dann allerdings weit und breit kein Denon-Zelt zu sehen. Aufgrund des drohenden Sturms hatte man wohl die Position der Zelte im Startbereich geändert, also suchte ich einfach rund um den Merrion Square nach einem pinkfarbenen Zelt und wurde gleich neben der Gepäckabgabe doch noch fündig. Die Denon-Leute drückten mir eine Tasche mit den Kopfhörern, dem Laufshirt und sonst noch einigen Goodies in die Hand. Das Shirt war schwarz und leider aus Baumwolle, ich hatte sofort üble Befürchtungen betreffend der doch ziemlich unguten Eigenschaften von Baumwolle im kalten Regen... Trotzdem streifte ich es mir über, dann gab es Einzel- und Teamfotos sowie ein kurzes Interview, und schon war der Spuk vorbei. Dafür durfte ich meine Sachen gleich dort stehen lassen, was ich natürlich tat, allerdings nicht ohne mich zu vergewissern, dass allenfalls auch nach 5 Stunden Laufzeit noch jemand dort sein würde.

Mit dem neuen Shirt -
noch etwas skeptisch...
Gels verstaut, Nummer dran,
es kann los gehen!
Team Denon Pink Ribbon Challenge.

Gleich nebenan gab es die riesige „Toitoi“- (aka Dixiklo-) Siedlung, wo ich mich vorsichtshalber anstellte und erstaunlich schnell dran kam. Dann gab es eigentlich nichts mehr zu tun, und um nicht sinnlos den anderen Läufern im Weg zu stehen, begab ich mich - über eine Stunde vor dem Start - in meinen Startblock. Die Startgerade war wunderbar in Windrichtung ausgerichtet, weshalb sich die wenigen Läufer, welche bereits dort waren, am Rand der Strecke an die Häuserfronten drückten. Einzig die armen Pacemaker standen schön brav aufgereiht in der Mitte der Strasse, damit die Läufer sich am richtigen Ort einreihen konnten. Der Pacemaker-Service war sowieso grossartig: jeweils 4 Läufer mit Fahne für jede Zielzeit im 10-Minuten Takt zwischen 3 und 5 Stunden! 

Mein Startblock nannte sich „Blue Wave“, dort, im dritten und letzten Block, sammelte sich alles, was länger als 4h15 unterwegs sein würde. Als der Bereich sich zunehmend bevölkerte, stellte ich mich irgendwo in die Mitte zwischen 4:20- und die 4:30-Zeitläufern. Irgendwann kurz vor neun meldete sich plötzlich wieder meine Blase. Hinten im Block befand sich zwar nochmals eine Reihe Toilettenhäuschen, doch die zugehörige Schlange wand sich in komplexester Art und Weise durch den gesamten Block - keine Chance rechtzeitig vorne anzukommen... Ich beschloss also, meine Blase zu ignorieren und alles auf die Nerven zu schieben.

Fortsetzung hier, erste Eindrücke hier.

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