9/29/2014

Mauritius, mehr als Windsurfen - Teil 1: Trails

Natürlich ist unsere Hauptsportart hier in Mauritius Windsurfen. Der Spot ist einfach grossartig, unglaublich vielseitig und sehr windsicher (bisher Gleitwind an 23/24 Tagen), ganz zu schweigen von der umwerfenden Kulisse. Aber es wäre schade, in Mauritius nicht über den Surf-Beach hinauszuschauen! Deshalb möchte ich in den nächsten Blog einige der vielen Möglichkeiten zeigen, die diese Insel zu bieten hat. In diesem ersten Teil schwärme ich etwas von den fantastischen Trails welche zum erwandern und erlaufen vor allem des "Black River Gorges" Nationalparks einladen.

Unser temporäres Zuhause -und ja,
wir haben eine eigene Kanone!

Hier, in den Pikpik-Studios am Fusse des von weitem sichtbaren Bergs "Brabant", sind wir während unserem Aufenthalt zuhause. Leider befindet sich das Brabant-Gelände im Privatbesitz, und man müsste mindestens 25 Euro pro Kopf hinblättern, um ihn zu ersteigen. Es gibt aber gute (und kostenlose) Alternativen für eine Gipfelbesteigung mit atemberaubender Aussicht, zum Beispiel den "Piton de la Petie Rivière Noire". Dieser ist mit 828 m der höchste Berg des Landes und liegt im Black River Nationalpark.

Wir haben die Besteigung dieses Jahr in Begleitung von unserem Schweizer Besuch Roger und Anita in Angriff genommen. Die beiden sind diesen Frühling heimgekehrte, ehemalige Weltreisende mit sehr ähnlichem Reiseinhalt wie wir, ihre vielfältigen Erlebnisse gibt es übrigens auf ihrer Homepage Flowrider zum nachlesen und geniessen.

Die Wanderung zum höchsten Gipfel von Mauritius begann relativ einfach und harmlos. Von einem gut besuchten Touristen-Aussichtspunkt gingen wir ein kurzes Stück der Strasse entlang, bevor uns ein schöner Singletrack mitten ins Dickicht hineinführte. Einmal ein paar Schritte vom Parkplatz weg trafen wir keinen einzigen Touristen mehr an. 

Wir hatten dieses Jahr Wetterglück, der Pfad war einigermassen trocken und glich in keiner Weise mehr der schlammigen Wasserrutschbahn, die wir vergangenen August angetroffen hatten. Mit leichtem Auf und Ab (etwas mehr "Auf") führe uns der Trail eine gute Stunde durch die dichte Vegetation, erst der Schlussanstieg hatte es dann so richtig in sich. Mit Hilfe von Ketten, Wurzeln und Seilen hangelten wir uns die letzten, steilen Höhenmeter hinauf.




Das Gekraxel hat sich aber rundum gelohnt, dieses Jahr versperrten uns keine Wolken den schlicht fantastischen Rundum-Blick über den gesamten Südwestlichen Teil der Insel.

"Aussichtsfenster" auf dem Weg zum Gipfel.
Sicht auf den Brabant auf der Le Morne Halbinsel
und die Benitiers-Lagune
Schweizer Gipfelstürmer

Auch die weiteren ausgeschilderten Wege im Nationalpark bieten einiges. Wir haben die verschiedenen Trails, ausgehend meist vom Black-River-Eingang, dieses Jahr vorwiegend für kürzere oder längere Trailruns genutzt. Das Terrain hat es zwar in sich, die Trails sind nicht nur technisch sehr (!) anspruchsvoll sondern oft auch äusserst steil, was mich regelmässig zum "run-walken" zwingt. Genau aus diesem Grund sind aber die Trainingsläufe im Nationalpark immer äusserst kurzweilig!




Manuel hat - auf den Spuren des "Dodo-Trail"-Wettkampfes, unter anderem einen vierstündigen Trainingslauf durch den Nationalpark absolviert. Schade hat der Dodo-Trail bereits im Juli stattgefunden... Aber wir sind ja hoffentlich nicht zum letzten Mal hier!

Frühmorgendlicher Trainings-Trailrun

Mauritius hat im Übrigen eine sehr engagierte Traillauf-Szene. Entsprechend gibt es auch eine Landes-Jahreswertung, in deren Rahmen dieses Jahr zwölf Trailruns stattfinden. Eine Woche nach unserer Ankunft fand mit dem "Epic Sports Trail" ein Anlass statt, der dieses Jahr zum ersten Mal durchgeführt wurde. Manuel nahm - als wohl einziger nicht-Mauritianer - auf der 20km-Hauptstrecke daran teil.

Der Wettkampf fand auf dem Privatgelände der Domaine Chazal statt, einer wunderschön inmitten von Bergen und Zuckerrohrfeldern gelegenen Plantage. Die Organisation war erfrischend einfach gehalten, so gab es zum Beispiel auch keine Verpflegungsposten auf der Strecke, trotzdem hat alles perfekt geklappt.

Manuel und ich waren in aller Früh aufgebrochen, und holperten nach einer halben Stunde Fahrt auf der Hauptstrasse nun über einen Feldweg durch Zuckerrohrfelder. Wir waren uns inzwischen sicher, eine falsche Abzweigung erwischt zu haben, und suchten nun nach einer einigermassen praktikablen Wendemöglichkeit, als wir plötzlich hinter den Bäumen Autos sahen. Es handelte sich um den Parkplatz der Domaine Chazal, welcher bereits mehr als gut belegt war.

Die Startnummernausgabe unter einem Dach aus Palmblättern war dann schnell gefunden, einziges Problem war nun die Befestigung der Nummer: hier bringt jeder Läufer seine eigenen Sicherheitsnadeln mit, Startnummernbänder können nicht benutzt werden, da die Nummern aus Stoff sind und nach dem Rennen wieder abgegeben werden müssen. Mit einem netten Lächeln erschnorrte ich bei einem Läufer zwei Nadeln für Manuel.

Eine Startlinie fanden wir nicht, aber zunehmend mehr Läufer versammelten sich auf einer grossen Wiese, alle hervorragend ausgerüstet, Salomon-Trinkrucksäcke, -Trailschuhe und -Kleidung soweit das Auge reichte! Kurz vor Startzeit brauste der Rennleiter auf einem Quad heran, er hatte eben noch letzte Streckenkennzeichnung vorgenommen und stieg nun auf den Sattel seines Gefährts, um die 20k-Läufer zu briefen.

Wir versuchten uns aus seinem Gewehrfeuer-Französich den Streckenverlauf zusammenzureimen, doch grundsätzlich schien die Aussage zu sein, dass alles mit weissen Absperrbändern gekennzeichnet sei.

Der Rennleiter gibt den Start zum 20k frei

Urplötzlich - ich konnte mich gerade eben noch aus der Schussbahn retten - gab der Rennleiter mit "trois, deux, un, go!" das Startsignal, und die Läufer stürmten los, als würde es sich um einen Sprint handeln!

Eine halbe Stunde später wurde auf die gleiche Art und Weise auch das 10 km - Feld ins Rennen geschickt, mit dem Unterschied, dass hier nicht nur Hardcore-Trailrunner, sondern auch ganze Familien mit Kind und Kegel inklusive Wanderrucksäcken am Start waren. Der Rennleiter bat die Teilnehmenden lediglich, doch zu versuchen innerhalb von drei Stunden wieder zurück zu sein...

Manuel reihte sich im Hauptlauf zunächst in der erweiterten Spitze ein, konnte aber in den Steigungen nach und nach Läufer einsammeln. Bei Kilometer 7 lag er - ohne es zu wissen - an der Spitze der Führungsgruppe. Leider übersah er aber kurz danach eine Abzweigung und führte die Dreiergruppe weiter bergauf. Erst durch Zurufe von weiter hinten liegenden Läufern bemerkten die drei Läufer den Irrtum und kehrten um.

Im restlichen Anstieg gelang es Manuel dann, wieder zur Spitze aufzuschliessen, er musste dann aber in den technisch schwierigen Downhill-Passagen zwei Läufer ziehen lassen. Platz drei wäre aber vermutlich trotz Umweg möglich gewesen, wäre nicht im letzten Downhill vor dem Ziel noch ein Sturz dazu gekommen. So lief er also etwas lädiert, mit einigen Schürfungen und Prellungen, auf dem starken vierten Rang ins Ziel.

Rangliste - und ja, der zweitplatzierte Jenny ist ein Mann...

Mit dem Zieleinlauf war aber noch nicht das Ende des Anlasses erreicht, gegen Abgabe der Startnummer erhielt nämlich jeder Läufer einen Fruchtsaft und einen Teller Mauritianische "Roti", leckere Fladenbrote mit vegetarischem Inhalt.

Roti-Essen

Manuels Status als einziger Ausländer sowie seine Leistung inkl. Umweg und Sturz rief einiges Interesse bei den Mitläufern hervor, und so mangelte es uns nie an Gesprächspartnern. Der drittplatzierte Läufer bestand sogar darauf, mir seine Startnummer zu überlassen, damit ich die Roti ebenfalls versuchen könne. Eine wirklich sehr sympathische Traillauf-Community, ich freue mich schon auf das nächste Rennen am kommenden Wochenende!

1 Kommentar:

  1. Hallo Muriel, kannst du mich bitte mal anrufen oder mir eine Mail schreiben? Vielen Dank Stefan s.hagens@hairliners.de

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