Ruapehu - Taranaki - Tongariro
Hier auf der Nordinsel Neuseelands gibt es zwar nicht ganz so hohe Berge wie im Süden, dafür reichlich für uns nicht minder spektakuläre Vulkanlandschaft. Immer wieder zieht es uns zurück in den Tongariro Nationalpark mit dem mächtigen Ruapehu und dem steilen, bedrohlich wirkenden Ngauruhoe (höchster und dritthöchster Berg der Nordinsel), inzwischen waren wir bereits zum dritten Mal dort. Im weitläufigen Park haben wir zwischen uns einen guten Teil der Trails erwandert oder erlaufen, vor allem Manuel ist weit herumgekommen mit seinem Trainingslauf rund um den Northern Circuit. Den nicht weniger eindrücklichen Taranaki (#2 der Nordinsel), einsam von seiner Halbinsel im Meer aufragend, haben wir inzwischen auch erklommen - beim ersten Anlauf im November sind wir ja noch im Schnee stecken geblieben...
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Pinnacles Ridge, Ruapehu |
Mount Ruapehu (2'797 m)
Der Ruapehu ist nicht nur der höchste, sondern auch der mächtigste der Vulkane im Park. Unser Campground an seinem Fusse bot uns jeweils spektakuläre Ausblicke auf die schroffen Zacken am Kraterrand. Mehrere Gipfel, in deren zahlreichen Couloirs auch im Hochsommer noch Schnee liegt, umgeben einen Kratersee. Bei unserem ersten Besuch im Park versprach der Wetterbericht noch einen letzten, schönen Tag, bevor eine Regenfront uns zur Weiterreise "aufforderte". Wir beschlossen also, diesen Tag für die Besteigung des Ruapehu zu nutzen.
Wir parkierten Welly beim Skigebiet auf 1'600 m, von wo der "Express Chairlift" (ein lahmer 3er Sessellift mit Umsteigen auf halber Höhe) die vielen Tagestouristen hinauf auf über 2'000 m bringt. Wir liessen diese mässig verlockende Transportmöglichkeit links liegen und kletterten vom Parkplatz her durch verschiedenste Geröllhalden bergaufwärts.
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Dome, Mt. Ruapehu |
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Bei der Sessellift Bergstation folgten wir einfach dem einzigen Trail weiter bergan, obwohl uns die Richtung bald nicht mehr ganz korrekt erschien. Der mit viel Geröll übersäte, steile Weg führte uns hinauf auf einen Grat mit imposanten Felszacken, den Pinnacle Ridge. Spätestens jetzt war uns klar, dass wir den falschen Weg erwischt hatten, denn der "einfache" Gipfeltrail führt nicht via Pinnacles sondern direkt auf einen der Nebengipfel, den "Dome".
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Pinnacles Ridge, im Nebel die Pinnacles |
Über der Pinnacle Ridge ragt aber einer der höchsten Gipfel auf, der Tukino Peak (2'721 m). Da ein klar erkennbarer Weg über den Grat bergan führte, entschieden wir uns dafür, den Anstieg trotzdem zu versuchen. Wir kämpften uns noch ein paar 100 Höhenmeter weiter hinauf, bevor der Weg immer schlechter wurde uns sich schlussendlich ganz im Geröll verlor. Da nun jeder Schritt Gerölllawinen auslösen konnte, und wir für den vor uns liegenden steilen Schlussanstieg weder die notwendige Erfahrung hatten, noch dafür ausgerüstet waren, entschlossen wir uns zur Umkehr. Bei den Pinnacles genossen wir noch ein Picknick mit Aussicht über die anderen Vulkane im Park, bevor die aufziehenden Wolken den Berg einhüllten. Zeit für die Weiterfahrt!
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Lunch with a view! |
Mount Taranaki (2'518 m)
Der zweite Versuch begann deutlich besser als der erste Anfangs November: die Strasse hinauf zum Visitor Center auf 900m war diesmal nicht vereist! Der Vulkan bot ganz ein anderes Bild, es lag kaum mehr Schnee. Zugegeben, mit Schnee hatte er aber doch fast noch etwas spektakulärer ausgesehen! Den ersten Teil des Aufstiegs bis zum Sendemast auf 1'520m kannten wir ja bereits, allerdings wanderte sich das Ganze ohne Schnee doch deutlich einfacher!
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Taranaki Ende Januar 2015 |
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Zum Vergleich: Taranaki Anfangs November 2014 |
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Noch einige Höhenmeter zu bewältigen... |
Nun wurde der Weg steiler und führte uns zuerst über unzählige Treppenstufen, dann durch eine lange Geröllhalde die einen bei jedem Schritt einsinken oder einen halben Schritt zurück rutschen liess. Diese ging dann in einen Hang von erstarrter Lava über, welchen es durch scharfkantige Felsen zu erklettern galt. Gefährlich für die Beine und nicht allzu schonend für die Schuhe... Kurz vor dem Gipfel querte der Weg dann doch noch ein Schneefeld!
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Geröllhalde kraxeln |
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Lavafeld erklettern |
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Unterwegs angetroffen |
Wir hatten das Glück, den Gipfel ganz für uns alleine zu haben. Leider hüllten uns meistens Wolken ein, doch immer wieder lagen Sektoren frei, in welchen man hinunter zum Meer sehen konnte, fantastisch! Es ist die Lage auf der Halbinsel und der Anstieg direkt ab Meeresniveau, welche den Taranaki so spektakulär macht.
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Oben! |
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Ganz oben :) |
Der lange, lange Abstieg ging dann recht in die Knie, glücklicherweise hatten wir die Stöcke dabei und konnten damit den Teil durch die Geröllhalde im Laufschritt nehmen. Immer durch den tiefsten Schotter rasten wir als Staubwolken talwärts, sehr zur Belustigung und teilweise auch zur Inspiration der anderen Wanderer. Viele Wanderer hielten sich nämlich intuitiv an die beinahe freiliegenden Stellen wo kaum Geröll lag. Diese wenigen Steine wirkten auf dem harten Untergrund aber bei jedem Schritt wie ein Kugellager und machten den Abstieg zur Rutsch- und Zitterpartie. Nach etwa fünfeinhalb Stunden statt der angegebenen acht waren wir dann wieder beim Parkplatz.
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Downhill Teil 1 |
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Downhill Teil 2 |
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Es war staubig... |
Tongariro Crossing
Das Tongariro Crossing ist die wohl meistbegangene Wanderung in Neuseeland, über 1'000 Personen werden in der Hauptsaison pro Tag hindurchgeschleust - genau aus diesem Grund hatten wir sie bisher gemieden! Nachdem Manuel aber den Northern Circuit gerannt war, schwärmte er sehr vom Crossing (Teile davon sind Bestandteil des Circuits). Ich hatte zunehmend mehr Lust, die Tour doch noch in Angriff zu nehmen, und Manuel brannte darauf, mit der Spiegelreflexkamera zurückzukehren. Also hofften wir, dass zu Saisonende Anfangs März der Touristenstrom etwas abgeebbt sein würde. Wir buchten den frühstmöglichen Bus vom Camping zum Start, und hofften durch unser Wandertempo die meisten Leute bald hinter uns zu lassen.
Im Bus amüsierten wir uns bestens mit beobachten unserer Mitwanderer. Es ist bekannt, dass viele unterausgerüstete, untrainierte und völlig unerfahrene Touristen die Wanderung in Angriff nehmen, und dabei nicht selten Rettungsaktionen auslösen...Immerhin ist die Tour hochalpin und gegen 20 Kilometer lang, dazu kommen noch der eine oder ander Höhenmeter! Neben uns sass eine Australierin, ausgerüstet mit Converse Schuhen, Boardshorts, Hoodie, Lederhandtasche und Plastiksack mit Essen...
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Südkrater |
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Aufstieg zum Red Crater |
Bereits bei Anfahrt zum Ausgangspunkt kamen uns zwei andere Busse
entgegen, welche ihre Passagiere bereits abgeladen hatten. Um halb acht
begannen auch wir die Wanderung mit einem sanften Anstieg zur
Mangatepopo Hut, in der Morgensonne leuchtete vor uns der Kegel des
Mount Ngauruhoe - wunderschön! Schön und nicht ganz ungefährlich, denn
das Crossing führt durch aktives Vulkangebiet, davon zeugen auch
aufsteigende Dampfwolken und allgegenwärtiger Schwefelgeruch. Der letzte
Ausbruch fand erst 2012 statt, deshalb werden die Wanderer über ein
Rot/Grün-Ampelsystem gewarnt, falls die Querung gefährlich werden
sollte. Unsere Chauffeuse hatte uns darüber informierte, dass das DOC im
Falle eines Ausbruchs dazu rät, raschmöglichst das Gefahrengebiet zu
verlassen und dabei allfälligen herumfliegenden Felsbrocken nach
Möglichkeit auszuweichen...
Nach zehn Minuten sassen
neben dem Weg zwei Asiatinnen in Crocs - sie hatten offensichtlich schon
die erste Pause nötig. Bei den Soda Springs lag deutlicher
Schwefelgeruch in der Luft, von den kalten Quellen stammend, nicht von
den letzten Toilettenhäuschen auf dem Weg, vor welchen sich bereits eine
Schlange gebildet hatte. Nun begann der Anstieg über die Giant's
Staircase hinauf über den Mangatepopo Saddle auf die riesige Ebene des
Südkraters. Bis hier hatten wir die meisten Wanderer hinter uns
gelassen, und konnten die Querung des völlig flachen Kraters so richtig
geniessen. Jeder einzelne Stein warf einen langen Schatten in der
Morgensonne, und dahinter dominierte der steile Krater des Mount
Ngauruhoe das Bild.
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Auf dem Gipfel des Tongariro |
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Red Crater und Mt. Ngauruhoe |
Am Ende des Kraters begann der steile, rutschige Anstieg zum Red Crater
(1'886m), dem höchsten Punkt der Wanderung. Dieser (und der
nachfolgende, steile und geröllige Abstieg) bringt manch einen völlig
ungeübten Touristen an den Anschlag, ist aber für jemanden der ab und zu
wandert überhaupt kein Problem. Da unser Rücktransport sowieso erst um
halb drei fahren würde, entschieden wir uns für einen Sidetrip zum
Gipfel des Mount Tongariro (1'967m) - diese paar zusätzlichen Höhenmeter
waren absolut lohnenswert, denn der Weg war beinahe menschenleer, und
der Gipfel bot eine atemberaubende Aussicht auf die drei höchsten
Gipfel der Nordinsel: direkt vor uns der steile, bedrohlich wirkende
Ngauruhoe, dahinter der massiver Ruapehu und rechts von uns in der Ferne
der Taranaki auf seiner Halbinsel.
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Manuel und Emerald Lakes |
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Emerald Lakes |
Zurück beim Red Crater, der übrigens aktiv ist und vor sich hin dampfte,
genossen wir den Blick auf die Emerald Lakes, drei grün leuchtende
Kraterseen. Mit unserer Taktik des schnellen Abstiegs durch möglichst
tiefes Geröll erreichen wir dann bald die Ebene des Central Crater, von
nun an trafen wir nicht mehr auf allzu viele Wanderer. Wir folgten dem
blau schimmernden Kratersee namens - Überraschung - Blue Lake, bevor wir
wieder den Kraterrand hinauf stiegen und den Schlussabstieg über die
Bergflanke in Angriff nahmen. Der Weg war nun gut ausgebaut und wand
sich gemächlich den Berg hinunter. Noch waren aber auf rund neun
Kilometern gegen tausend Höhenmeter zu "vernichten" - ein Schlussabstieg
der es in sich hat! Abgesehen von Dampfwolken und Schwefelgeruch war
die Landschaft nun aber sanfter, Tussockgras und weiter unten Regenwald
dominierten das Bild. Einzig Schilder, welche auf die Gefährlichkeit des
Flusswassers hinwiesen erinnerten uns daran, dass wir noch immer in
aktivem Vulkangebiet wanderten.
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Central Crater |
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Schlussabstieg |
Wir erreichen den Zielpunkt dann doch eine Stunde zu früh - Zeit genug für ein gemütliches Zmittag im Schatten. Bis zur Abfahrt trafen nur noch fünf weitere Wanderer für unseren Transport ein, gut gab es noch spätere Busse.
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